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Tages-Archive: 21. Juli 2022

21.07.2022: Das Parlament in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen heisst traditionell Bürgerschaft. In anderen Bundesländern bezeichnet man die Volksvertretung als Abgeordnetenhaus (Berlin) und Landtag. Seit 1966 hat die Bremische Bürgeschaft ihren Sitz auf dem Marktplatz. Die Fraktionen haben ihre Geschäftsstellen in den umliegenden Gebäuden der Innenstadt, da es in der Bürgerschaft selbst an Räumen mangelt:

21.07.2022: Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht seit 1404 der Roland, ein 10 m hohes Ritterstandbild aus Sandstein mit gezogenem Schwert als Zeichen der Gerichtsbarkeit und einem erst 16 Jahre später hinzugefügten und etwas unzugehörig wirkenden Schild vor der Brust. Wie in zahlreichen anderen Städten Europas, steht auch der Roland in Bremen als Symbol für die Freiheit der Stadt, die in früherer Zeit aus dem Marktrecht (das symbolisieren Rolands Handschuhe) und der eigenen Gerichtsbarkeit resultierte. Deshalb standen diese Statuen auch meist unmittelbar in Rathausnähe. Der Name Roland geht übrigens auf den Namen des bretonischen Grafen Hruotland (735-778) zurück, der in Diensten Karls des Grossen bei einem Feldzug im heutigen Spanien ums Leben kam und dessen heldenhafter Tod in dem zwischen Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts entstandenen altfranzösischen mit rund 4000 Versen ziemlich umfangreichen Rolandlied besungen wird:

21.07.2022: Der 2016 als Bremer Landesbank fertiggestellte Neubau ordnet sich selbstbewusst, nobel und mit hanseatischem Understatement in den Domshof nahe des UNESCO-Weltkulturerbes des mittelalterlichen Rathauses von Bremen ein. An der Fassade sind dunkle und harte Klinker pfeilerförmig und in ornamentalen Friesen angeordnet, die dem Gebäude eine dicke, gemauerte Haut verleihen. Innerhalb des vertikalen Rasters der Aussenmauer markieren auffällige, ausdrucksstarke Portale mit halbrunden, nach innen abgestaffelten Portalgewänden die Eingänge und sorgen hier für eine fast archaische Bodenständigkeit, die sowohl mit den umgebenden mittelalterlichen Bauformen als auch mit der ortstypischen Weser-Renaissance in Dialog tritt:

21.07.2022: An der linken Breitseite des Alten Rathauses, neben dem Eingang zur unteren Rathaushalle stehen in Bronze gegossen die Helden eines weltweit bekannten Märchens – die Bremer Stadtmusikanten. Dabei ist es bis heute ein strittiger Punkt, ob die ungleichen Vier – Esel, Hund, Katze und Hahn – überhaupt bis nach Bremen gekommen sind, denn darüber gibt das Märchen nicht wirklich schlüssig Auskunft. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, denn auf die in dem Märchen transportierte Botschaft kommt es an. „…zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas besseres als den Tod findest du überall …“, heisst es in dem Märchen, eine Anspielung auf das freiheitliche Denken und Streben der Bremer:

21.07.2022: Der Schütting am Markt in der Bremer Altstadt ist der traditionelle Sitz der Kaufmannschaft. Das Gebäude wurde 1537-38 nach Plänen von Johann dem Buschener erbaut und später mehrfach verändert. 1565 erhielt das Gebäude einen neuen Ostgiebel von Karsten Husmann, 1594 folgte ein Zwerchgiebel von Lüder von Bentheim. Der Renaissancebau wurde 1818 noch einmal überformt und erhielt 1895-98 nach Entwürfen von Max Salzmann und Ernst Ehrhardt sein repräsentatives Portal zum Markt mit der Inschrift „Buten un binnen – wagen un winnen“:

21.07.2022: Die ehemalige Heimstatt der Bremer Bank am Domshof ist architektonisch eine wahre Augenweide. Zwischen 1902 und 1904 nach Plänen der Architekten Albert Dunkel und Diedrich Tölken entstanden, bezaubert das Bauwerk im Stil der Neo-Renaissance mit Türmchen, Giebeln und wohlgefälligen Rundbögen. 1979 erfolgte eine erhebliche Erweiterung, wobei das ursprüngliche Bankgebäude und insbesondere der Eingangsbereich auf der Seite zum Domshof weitgehend erhalten blieben. Von 1980 bis 1990 residierte dort die Bremer Börse, seit 1994 steht das Haus unter Denkmalschutz. Dem Interieur verleihen Fischgrät-Parkett, Toiletten, die eines Opernhauses würdig wären, weisse Säulen und eine spektakuläre Deckenlösung noblen Charakter. 2016 wurde in der Schalterhalle eine Filiale von Manufactum eröffnet:

21.07.2022: Im 11. Jahrhundert wurde erstmals eine Pfarrkirche an der Stelle der Unser Lieben Frauen Kirche, nordwestlich des zentralen Marktplatzes errichtet, die St. Veit hiess. Im 13. Jahrhundert dann wurde das Gotteshaus als frühgotische Hallenkirche „Unser Lieben Frauen“ neu erbaut. Sie ist die älteste Bürgerkirche von Bremen, die dank ihrer unmittelbaren Nähe zum Rathaus auch als Ratskirche diente. Wie so viele Gebäude ist auch die Liebfrauenkirche während des Krieges nicht von den Bomben verschont geblieben. Im Zuge des Wiederaufbaus nach Kriegsende erhielt der französische Maler Alfred Manessier den Auftrag, die Glasfenster zu gestalten. Manessier war dafür bekannt, gern mit leuchtenden Farben zu arbeiten, was man in der Liebfrauenkirche heute noch deutlich sehen kann. Diese Glasfenster stellen eine völlig eigene Welt der religiösen Symbolik dar. Noch heute wird in der ältesten Bürgerkirche Bremens der evangelische Gottesdienst abgehalten, jedoch nicht täglich wie früher üblich, sondern in der Regel Sonntag vormittags. Auch widmet sich die Gemeinde der Seelsorge und dem sozialen Austausch verschiedener Gruppen, seien sie nun unterschiedlichen Alters, Einkommensverhältnisses oder Nationalität. Auch Führungen durch das Kirchengebäude werden regelmässig angeboten. Am Informationstisch kann man einen kleinen Führer speziell zu den Glasfenstern erhalten. So wird die Auswahl der Motive und deren Anordnung, ganz zu schweigen von ihrer künstlerischen Bedeutung, für jedermann verständlich:

21.07.2022: Das ursprüngliche Alte Rathaus am Marktplatz wurde zwischen 1405 und 1412 errichtet. Von dem eher schlichten spätgotischen Backsteinbau sieht man von der Marktseite allerdings heute nicht mehr viel. Die Renaissance-Fassade, die heute dem von der UNESCO geschützten Bau das schmucke Aussehen verleiht, wurde zwischen 1608 und 1614 von Lüder von Bentheim errichtet. Besonders oberhalb der Arkaden an der Marktseite ist sie üppig verziert mit verschiedenen Darstellungen aus antiken Mythologien, die sich mit christlicher Symbolik, stadtbremischen Symbolen und anderen Darstellungen auf eigenwillige Weise mischen. Im oberen Teil des zweiten der elf Arkadenbögen findet sich eine Darstellung der Bremer Gluckhenne, einer Sage, die der Bremer Schriftsteller Friedrich Wagenfeld 1844 zu Papier brachte. Angeblich wurde die Bremer Volkssage zuvor über Jahrhunderte mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Die Bemessungsgrundlage für das neue Rathaus ergab sich aus der Idee, alle stimmberechtigten Bürger sich auf der Bürgerweide in einem Rechteck aufstellen zu lassen, zu messen und diese Maße als Grundriss zu verwenden. Das Ergebnis lautete 40 mal 13 Meter, was vermutlich nicht einmal 200 teilnehmenden Bürgern entsprach. Genutzt wird das historische Rathaus heute vor allem zu repräsentativen Zwecken. So findet etwa unter dem verschwenderischen Prunk der Renaissance- und Barockzeit in der oberen Rathaushalle seit 1545 das traditionsreiche Schaffermahl statt. Da die Statuten nur Männern die Teilnahme gestatten, steht die nach aussen etwas steif wirkende Veranstaltung seit etlichen Jahren in der Kritik von weiblicher Seite, wenngleich Frauen längst mit Erfolg ihr eigenes Schafferinnenmahl ins Leben gerufen haben:

Als die Platzverhältnisse nicht mehr ausreichten, liess man den Regierungsbau 1904 um einen hinteren Anbau (Neues Rathaus) im Stil der Neorenaissance und des Jugendstils ergänzen. Der damalige Architekt war der Münchner Gabriel von Seidl. Beide Gebäude verfügen über ein Kupferdach. Das Rathaus ist heute Sitz des Bremer Bürgermeisters und des Bremer Senats:

21.07.2022: Der Bremer St.-Petri-Dom ist ein beeindruckendes Bauwerk am Bremer Marktplatz. Bereits seit über 1200 Jahren steht an dieser Stelle eine Kirche. Der erste hölzerne Dom wurde im Jahr 789 von dem sächsischen Bischof Willehad erbaut und um 805 durch einen steinernen Bau ersetzt. Nach mehrfacher Zerstörung und Wiederaufbau entstand im 11. Jahrhundert jene dreischiffige Basilika, die die Grundstruktur des heutigen Bremer Doms vorgab. Ursprünglich nach romanischem Stil errichtet, wurde der Dom um 1500 zu einer spätgotischen Kirche mit filigranem Netzgewölbe umgebaut. Nach dem Dreissigjährigen Krieg war der Dom fast 70 Jahre lang geschlossen und verfiel nach und nach. Die erste grosse Restauration erfolgte von 1888 bis 1901. Im zweiten Weltkrieg fiel der Dom mehreren Bombenangriffen zum Opfer und musste von 1972 bis 1985 erneut aufwändig restauriert werden. Heute ist der St.-Petri-Dom eine beeindruckende Kirche mit zwei Hallenkrypten, bunten Glasfenstern, fünf Orgeln und insgesamt über 90 Grabdenkmälern bremisch-norddeutscher Künstler des 12. bis 19. Jahrhunderts. Der südliche der beiden über 90 Meter hohen Kirchtürme kann bestiegen werden und bietet einen unglaubliche Ausblick über Bremen. Führungen durch den Dom finden jeden Mittwoch und am ersten Sonntag des Monats statt:

21.07.2022: In direkter Nachbarschaft zum Marktplatz und nahe dem Schütting, dem Haus der Kaufmannschaft, steht in der Langenstrasse die Stadtwaage. Die Langenstrasse war im Mittelalter eine von Bremens Hauptverkehrsstrassen und gilt als älteste Kaufmannsstrasse der Stadt. Die Existenz eines Waagehauses in dieser Strasse geht bis auf das Jahr 1440 zurück. Doch schon davor, dokumentiert seit 1330, gab es in Bremen wie an jedem grösseren Handelsplatz im Mittelalter eine Stadtwaage. Über Jahrhunderte war die Stadtwaage die einzige verlässliche Wiegemöglichkeit. Waren, die auf dem Markt verkauft werden sollten oder auf dem Wasser- und Landweg importiert wurden, mussten auf der Stadtwaage gewogen werden, um Kaufleute und Kunden vor Betrug zu schützen oder Abgaben und Steuern auf Waren zu ermitteln bzw. zu kontrollieren. Ende des 16. Jahrhunderts hatte der Fernhandel schliesslich eine Grössenordnung erreicht, die eine neue Stadtwaage mit grösserer Kapazität erforderlich machte. So wurde 1587/88 an Stelle der alten eine neue Stadtwaage errichtet. Der mit Sandstein verzierte Backsteinbau mit prächtiger Renaissance-Fassade mit Volutengiebel war das Werk des Baumeisters Lüder von Bentheim, der rund 20 Jahre später die noch heute zu bewundernde Fassade des ehemals schlichten gotischen Rathauses errichtete: