04.03.2022: Das Schloss Bruchsal wurde ab 1722 als Residenz der Speyerer Fürstbischöfe erbaut. Die Planung der aus über 50 Einzelgebäuden bestehenden barocken Schlossanlage stand unter der Ägide des kunstinteressierten Fürstbischofs Damian Hugo von Schönborn. Die prächtige Innenausstattung erfolgte unter seinem Nachfolger Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg. Zahlreiche Künstler,
die zuvor an der Würzburger Residenz gearbeitet hatten, statteten die kunstvoll verzierten Prunkräume im Stil des Rokoko aus. Im 19. Jahrhundert war Markgräfin Amalie von Baden die letzte fürstliche Bewohnerin. Nach ihrem Tod im Jahre 1832 nutzten vor allem Behörden und das Militär die ehemalige fürstbischöfliche Residenz. Das in den 1920er-Jahren eingerichtete Schlossmuseum bestand bis zum 1. März 1945 – der Zerstörung von Stadt und Schloss Bruchsal. Die lange Phase des Wiederaufbaus krönte die Eröffnung der wiedereingerichteten Paradezimmer der Beletage im Mai 2017.
Heute lassen sich nach dem Wiederaufbau die prunkvollen Räumlichkeiten und die fürstbischöflichen Appartements des Schlosses besichtigen. Empfehlenswert ist daneben ein Besuch des Museums der Stadt Bruchsal und des Deutschen Musikautomaten-Museums. Abrunden lässt sich die Besichtigung mit einem Spaziergang durch die idyllische Kastanienallee des Schlossgartens.
Der Schlossgarten von Bruchsal ist im Vergleich zu den Dimensionen der Schlossgebäude verhältnismässig klein. Er war bereits in den Plänen des kurmainzischen Gartenarchitekten Maximilian von Welsch vorgesehen und wurde gleich zu Beginn der ersten Bauarbeiten am Schloss angelegt. Die ursprüngliche Anlage des Gartens mit Schlossterrasse und Parterre mit Borderien, wie sie in Plänen des 18. Jahrhunderts zu sehen ist, konnte durch gezielte Grabungen bestätigt werden. Später wurde er in einen Englischen Garten umgewandelt. 1979–1989 wurde der Garten durch Karl Bauer grundlegend saniert, wobei die Gestaltung als Englischer Garten beibehalten wurde. Den Übergang zwischen Schloss und Garten markieren zwei symmetrisch angelegte Orangeriegebäude, die ab 1725 von Rohrer erbaut wurden und 1732 Fassadenmalereien durch Marchini erhielten. Das leicht abfallende Gelände ermöglichte die Anlage einer Schlossterrasse mit Brunnenbecken mit fünf Fontänen, Balustraden und vorgelagertem Wassergraben. Diese Terrasse gilt für Barockgärten als einzigartig. Den einzigen Gartenschmuck bilden Kopien von 12 Statuen von Joachim Günther, die um 1750 ursprünglich für Bruchsal geschaffen wurden. An der Schlossterrasse stehen vier Hellebardiere, im Parterre die Allegorien der vier Jahreszeiten, deren Originale sich heute in der Harvard University befinden, sowie die Allegorien der vier Elemente. Deren Originale befinden sich heute in der Sala Terrana im Schloss. Nach Westen hin schliesst der Garten durch ein Puttenportal ab, das durch vier Wohnungen für Kammerdiener, Hofgärtner, Hofkaplan und Hofjäger gesäumt ist. Flankiert wird der westliche Abschluss durch zwei sogenannte Circulgebäude, kreisrunde, durch niedrige Mauern eingefasste Gartenabschnitte. Fortgesetzt wird die Gartenachse durch eine Allee, heute durch die Bahnlinie abgetrennt, die bis nach Graben-Neudorf reicht.
Puttenportal:
Schlossgarten mit Statuen und Hellebardieren:
Gartenfront:
Südliche und nördliche Orangerie:
Die Hofkirche – Von aussen ist St. Damian und Hugo nicht als Kirche zu erkennen, sie liegt im südlichen Flügel des Schlosses am Ehrenhof. Ihr Turm, 1740 von Balthasar Neumann entworfen, wurde aus Symmetriegründen aus dem engeren Schlossbereich weggerückt. Nur ein langer Gang verbindet ihn mit der Kirche. Sie hatte einst viele Funktionen: Prokathedrale des Bistums, Hofkirche und Pfarrkirche. Im angrenzenden Priesterseminar wurden junge Geistliche ausgebildet:
Südlicher Verbindungsbau:
Hofapotheke:
Ehrenhof des Schlosses – der Ehrenhof bildet den stimmungsvollen Zugang zu Schloss Bruchsal. Begrenzt wird er durch das Torwachtgebäude, das Hofkontroll- und das Hofzahlamt sowie die drei Flügel des Schlosses. Vertiefte Grünflächen mit Wasserbassins schmücken ihn – ungewöhnlich, denn bei anderen Schlössern war der Hof als leere Fläche für militärische Paraden und Empfänge gedacht. Der Kammerflügel rechts diente der Finanzverwaltung. Im linken, von aussen identisch gestalteten Flügel liess Damian Hugo von Schönborn seine Hofkirche einrichten:
Der rechte Kammerflügel:
Schlosswachthaus:
Kanzleibau – heute Amtsgericht Bruchsal:
Damianstor:
Hofkontrollamtsgebäude:
Hofzahlamtsgebäude:
Kommandantenwohnung:
Forstamtsgebäude:
Nördlicher Remisebau:
Bauschreiberei, Grosser Dienerbau und Priesterseminar – heute Finanzamt Bruchsal:
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