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Monats-Archive: Mai 2023

22.05.2023: Der Stadtsanierung ist die Wiederentdeckung der Rossmühle hinter der Südwestecke der Stadtmauer zu verdanken. Sie sorgte von Pferden in Gang gehalten für das nötige Mehl, wenn die Karlstadter ihr Getreide in Kriegszeiten nicht jenseits des Mains in Mühlbach mahlen lassen konnten. Seit ihrer Auflassung Mitte des 17. Jahrhunderts bildeten die Gewölbe dieser Göpelmühle den Unterbau für einen Hausgarten. Neubauarbeiten ermöglichten 1991 die Freilegung des zugemauerten Mühlenraums. In rund zweijähriger Arbeit entstand nach alten Plänen eine funktionsfähige Rossmühle die seit Mai 2004 wieder zugänglich ist:

22.05.2023: Der Mühlturm als südwestlicher Eckpfeiler der Stadtbefestigung erhielt seinen Namen von der benachbarten Rossmühle und gab ihn an das ganze Mühltürmer Stadtviertel weiter. Im 16. Jahrhundert ist er als Gefängnisturm belegt. Als mit dem Bau der Mainbrücke 1880 die bisherigen Fährgebühren durch einen Brückenzoll ersetzt wurden, wohnten bis 1933 die Zolleinnehmer in dem umgebauten Turm, der daraufhin im Sprachgebrauch vom Mühl- zum Brückenturm wurde:  

22.05.2023: Der repräsentative Barockbau von 1717 wurde 1862 um ein Geschoss aufgestockt. Er steht auf dem Gelände des ehemals dem Würzburger Domkapitel gehörenden Buelinshofes, der schon 1286 auf dem Tauschweg an die Kellerei gelangte. Nach dem Übergang des Hochstifts Würzburg an Bayern diente das Gebäude als Landgericht und Bezirksamt und ist heute, wesentlich erweitert, Sitz der Verwaltung des Landkreises Main-Spessart. Über dem schönen Portal mit dem Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiftenklau (1699 – 1710) im Scheitelstein steht die rokoko-bewegte Figur der unbefleckten Gottesmutter. Der moderne Marktbrunnen (1991) an der Marktplatz-Südseite ist ein Werk des Münchner Bildhauers Stefan Kern:

22.05.2023: Die ältesten Bauteile gehen auf die Zeit unmittelbar nach der Stadtgründung zurück, doch wurde ab etwa 1370 das Gotteshaus in eine lichte, gotische Hallenkirche umgestaltet. Dieser Umbau, der den romanisch-frühgotischen Westturm nicht erfasste, war um 1520 abgeschlossen. 1585 erhöhte man den Turm um ein weiteres Geschoss und den spitzen Dachhelm. Auf dem freien Platz nördlich der Kirche befand sich ursprünglich der Friedhof. Durch die dreiseitig offene Vorhalle unter dem Turm gelangt man zum romanischen Hauptportal, neben dem rechts in einem Rundbogen das Relief eines Pilgers aus dem 13. Jahrhundert eingemauert ist. Das Kircheninnere birgt eine Reihe bedeutender Kunstschätze aus allen Jahrhunderten der  Stadtgeschichte, so etwa die hervorragende Sandstein Großplastik des Erlöser-Christus im Chorraum (ca. 1380), die hochgotischen Epitaphien der Voite von Rieneck an den Bögen vom Chor zur Rienecker-Kapelle (1467-77), die Skulptur des Hl. Nikolaus von Tilmann Riemenschneider (1512), die Sandsteinkanzel aus dem Umfeld Riemenschneiders sowie zahlreiche, zum Teil erst jüngst wieder freigelegte Wandmalereien aus verschiedenen Epochen. Das wohl älteste Kunstwerk der Stadt, eine romanische Totenleuchte aus dem Kirchhof, steht im Durchgang vom nördlichen Querschiff zur Rienecker-Kapelle:

22.05.2023: Der 14 m breite und 40 m tiefe Bau wurde 1422 als Rat-, Kauf- und Tanzhaus errichtet. Mit seiner dreischiffigen Markthalle im Erdgeschoss und dem bis heute grössten Bürgersaal Frankens im ersten Stock wird der Urtyp des deutschen Rathauses verkörpert. Die Markthalle mit den Ständen der Bäcker und Metzger beherbergte auch die seit 1486 erwähnte städtische Waage. Aus dem grossen Versammlungssaal im Obergeschoss gliederte man schon bald auf der Ostseite eine Ratsstube aus, die zu den schönsten derartigen Räumen in Unterfranken zählt. Bis zum Umzug der Verwaltung in einen funktionalen Neubau 1976 diente dieses Ratszimmer ununterbrochen seiner ursprünglichen Funktion. Die Marktplatzfassade mit ihrem Treppengiebel gibt dem sonst eher schlichten Äusseren das unverwechselbare Gepräge. Eine doppelläufige Freitreppe, 1669 erneuert, bildete ursprünglich den einzigen Zugang zum oberen Saal. Die Steinbrüstung des Verkündpodests vor dem spitzbogigen Portal zum ersten Stock trägt das Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn, über dem Portal selbst befindet sich die Bauinschrift von 1422:

22.05.2023: Das Maintor sicherte am Westende der Maingasse den Zugang zur alten Flusslände vor der mainseitigen Stadtmauer. Die Aussenseite des Torbogens ist mit ihren Hochwassermarken eine steinerne Chronik der oft verheerenden Überschwemmungen vor der Mainregulierung. Seit den Anfängen der Stadt befand sich vor dem Tor an der noch erhaltenen Lademauer zu Be- und Entladen von Schiffen ein wichtiger Warenumschlagplatz, da der Fluss über Jahrhunderte der bedeutendste Transportweg für fast alle Güter war. Der Rundturm neben der Mainpforte ist flußseitig im Gesims des obersten Stockwerks auf 1522 datiert, doch kann es sich dabei auch nur um die Aufstockung eines viel älteren Turmes handeln:

22.05.2023: Der Rote Turm an der Nordwestecke der Stadtbefestigung hat seinen Namen von dem leuchtend roten Verputz, den er im 16 Jahrhundert nach der Erhöhung um ein Stockwerk erhielt. Diese Farbigkeit soll, ähnlich wie beim Katzenturm, wiederhergestellt werden:

22.05.2023: Mit der Eröffnung des Museums Karlstadt im Frühjahr 2022 wurde die Altstadt um einen Anziehungspunkt reicher. Das aus dem 14. Jahrhundert stammende Baudenkmal ist bereits für sich allein schon etwas ganz Aussergewöhnliches. Die originalen Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert, darunter auch Sinnsprüche und Wappen fränkischer Adelsfamilien, sind ein wahres kulturhistorisches Kleinod. Das Museum selbst präsentiert zwei Abteilungen. Seit seiner Gründung um das Jahr 1200 hat Karlstadt vieles erlebt. Ausgehend vom gewaltigen Umbruch der Reformationszeit und weiteren prägenden Veränderungen verdeutlichen ausgewählte Kunstwerke die damit verbundenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Neuerungen. Die Abteilung StadtGESCHICHTE thematisiert den Siedlungsraum in der Vorgeschichte und wirft ein Schlaglicht auf die „Karolinger am Main – Ausdehnung der Franken ins Maingebiet“. Vier nahezu unveränderte Fachwerkstuben erlauben Einblicke in die Baugeschichte des Hauses und lassen die Wohnkultur vergangener Zeiten wiederaufleben:

KARLSTADT AM MAIN

(15.000 Einwohner, 163 m ü. NHN) ist die Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Main-Spessart und liegt rund 30 Kilometer nördlich von Würzburg im mainfränkischen Weinbaugebiet. Im Kreis ihrer neun Ortsteile ist die Kernstadt Karlstadt historisch fast ein Neuankömmling. Gerade dies aber macht ihre Geschichte und Entwicklung besonders interessant. Die Stadt wurde zwischen 1198 und 1202 durch den Würzburger Bischof und ehemaligen staufischen Kanzler Konrad von Querfurt als befestigter Platz geplant und gegründet, um dem weiteren Vordringen der Grafen von Rieneck, der Fürstabtei Fulda und des Erzstiftes Mainz im Nordwesten des Bistums Würzburg zu begegnen. Nahezu unversehrt bewahrt die Altstadt den regelmässigen Rastergrundriss stauferzeitlicher Stadtarchitektur bis heute. Durch steuerliche und wirtschaftliche Privilegien, aber auch aufgrund der günstigen Verkehrslage entwickelte sich die Neugründung, von Anfang an mit dem Stadtrecht ausgestattet, rasch, und bald schon führten der dominierende Weinbau und Handwerke, die sich auf die Bedürfnisse des Umlandes spezialisierten, zu beachtlichem Wohlstand. Karlstadt wurde, nach Würzburg, zur wichtigsten Stadt des Bischofs und Zentrum des grössten geistlichen Landkapitels im Hochstift Würzburg sowie Amtsstadt der weltlichen Verwaltung im Herzogtum Franken. Die grossartige gotische Stadtpfarrkirche St. Andreas mit ihrem romanischen Westturm, aber auch das beeindruckende Rathaus von 1422 sowie die Spitalkirche St. Jakob und St. Wolfgang mit ihren Passionsfresken sind Zeugen des Reichtums im 15. Jahrhundert. Nach der Niederschlagung des Bauernkrieges von 1525 wird Karlstadts Befestigung aus dem 13. Jahrhundert verstärkt. Ein Jahrhundert später wird die Stadt im Dreissigjährigen Krieg als schwedische Festung zwischen 1631 und 1634 hart mitgenommen, doch tritt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts ein erneuter Aufschwung ein. Vor allem in dieser Zeit entstanden die zahlreichen Fachwerkhäuser, die das Gesicht der Altstadt prägen. Um sie als denkmalgeschütztes Ensemble zu erhalten, aber auch, um den historischen Baubestand behutsam zu modernisieren, läuft seit 1974 ein grossräumiges mustergültiges Altstadtsanierungsprogramm. Mit dem Übergang an Bayern 1814 behält Karlstadt seine traditionelle Funktion als Amts- und Verwaltungsort bei, wird Sitz eines königlichen Landgerichts, später des Bezirks- und dann des Landratsamtes. Die wirtschaftliche Umstrukturierung begann mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz 1853, setzte sich mit dem Brückenbau über den Main 1880 fort und führte zur Ansiedlung des Zementwerkes 1887. Weitere Industrialisierung in unserem Jahrhundert, verbunden mit leistungsfähigen Handwerks- und Gewerbebetrieben, setzt diese Entwicklung bis heute fort. Vor allem in den letzten Jahrzehnten ist das Wachstum der Stadt sprunghaft vorangeschritten. Eingemeindet im Zuge der Gemeindegebietsreform wurden die bis dahin neun selbständigen Gemeinden Gambach, Stetten, Hesslar, Karlburg, Mühlbach, Laudenbach, Wiesenfeld, Rohrbach und Stadelhofen sind im wesentlichen abgeschlossen. Die Kreisstadt hat alle kommunalen Pflichtaufgaben mit Bravur erfüllt. Umfangreiche Baumassnahmen zur Schaffung eines zweiten Standbeines für die städtische Wasserversorgung sind im wesentlichen abgeschlossen. Für den Touristen liegen Karlstadt und seine Stadtteile an der Nahtstelle zwischen dem Weinland am Main, den Wäldern des Spessarts und den Vulkankegeln der Vorrhön. Den zahlreichen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadtgrenzen gesellen sich jene der Nachbarstädte, vor allem Würzburgs, hinzu. Karlstadt besitzt beispielhafte Sportstätten, ein markiertes Wanderwegenetz und eine rege Gastronomie. Zahlreiche Vereine in allen Stadtteilen gewährleisten ein vielfältiges kulturelles und gesellschaftliches Leben.

Bahnhof:

Die beiden halbrunden, der inneren Mauer vorgestellten Bastionstürme von 1544–1558 im Grünstreifen entlang der Jahnstrasse:

Stadtgeschichtliches Museum:

Roter Turm:

Karlsburg über dem Main:

Maintorturm:

Stadtbefestigung:

Historisches Rathaus:

Stadtpfarrkirche St. Andreas:

Rossmühle und Mühlturm:

Landratsamt Main-Spessart:

Alte Mainbrücke:

Villa Steinbrück:

Burgruine Karlsburg mit Blick auf Karlstadt:

Industriegebiet mit der Schwenk Zement KG:

Blick auf den Ortsteil Laudenbach:

Katholische Pfarrkirche St. Ägidius in Laudenbach:

Burgruine Laudenbach:

Schloss Laudenbach:

Feuerwehrgerätehaus in Laudenbach:

Oberer Torturm mit Oberem Torhaus:

Europäisches Klempner- und Kupferschmiede-Museum:

Ehemaliges Amtsgericht:

Katholische Spitalkirche:

Alte Brauerei – Das im Barock errichtete Fachwerkhaus ziert die Stadt und wird seit 1901 unter dem Namen „Alte Brauerei“ geführt. Nach nur 20 Jahren Brauereibetrieb wurde der hintere Bereich zu 20 Hotelzimmern umgebaut:

Ehemalige fürstbischöfliche Amtskellerei – heute der Sitz der Polizeiinspektion Karlstadt:

Sparkasse Mainfranken Würzburg am Marktplatz 2 in einem dreigeschossigen Walmdachbau von 1721:

Finanzamt Lohr – Aussenstelle Karlstadt:

Alle Aufnahmen entstanden während eines Tagesbesuchs am 22.05.2023.


19.05.2023: Die Kirche wurde wahrscheinlich um 1270 errichtet. In einer Urkunde des Jahres 1371 wurde die St.-Georgs-Kirche zum ersten Mal genannt. Im Zuge der Reformation wurde Steinbach 1526 lutherisch. Das Jahr der Erwähnung der Kirche im Rentbuch des Caspar von Kronberg als St. Georgskapelle 1538 galt lange Zeit als Jahr des Baus der Kirche. Die Verpfändung Steinbachs durch Graf Christoph von Stolberg-Königstein an die Grafen Hanau-Münzenberg im Jahre 1578 führte 1596 zum Erwerb Steinbachs durch die reformierten Hanauer Grafen, Steinbach blieb trotzdem lutherisch und eben protestantisch, auch wenn alle umliegenden Ortschaften im Rahmen der Gegenreformation zum katholischen Glauben zurückkehrten. Von 1702 bis 1721 wurde die Kirche durch Anbau des Chors, Erhöhung des gesamten Schiffs und Einbau der Emporen erweitert und erhielt damit ihre jetzige Form. In den heute noch zu sehenden Dachreiter wurde die 1699 von Johannes Schneidewindt in Frankfurt am Main gegossene St. Georgsglocke eingebaut. Von 1747 bis 1748 wurden drei Fenster in der Südwand vergrössert, die übrigen Fenster vermauert, um den Raum für Mitwirkung der Gottesdienstbesucher bei der Liturgie und durch Gesang mit Tageslicht zu erhellen. 1901 wurde die Kirche grundlegend renoviert, drei Jahre danach ein Heizofen aufgestellt und ein Kamin an der Nordwand gebaut. Die von der Firma Rincker gegossene St. Johannesglocke wurde 1956 eingeweiht. 1960 baute man eine Sakristei an und vier Gasheizgeräte ein. Im Jahre 1962 fand wieder eine Renovierung der Kirche statt und 1987 anlässlich der Feier des seinerzeit angenommenen 450jährigen Bestehens der Kirche abermals. 2002 folgte die Restaurierung des 1871 von der Firma Ritsert & Söhne gebauten Turmuhrwerks, das man schliesslich im grossen Saal des Ev. Gemeindehauses aufstellte. Die Turmuhr wird heute elektrisch angetrieben: