Türme
08.03.2022: Der schlanke, aus Buckelquadern errichtete Eulenturm diente einst als Wachturm. Von ihm aus konnte der Türmer Stadt und Flur überblicken. Im Turmverlies schmachteten die zu lebenslanger Haft verurteilten Schwerverbrecher. Da man sie dort nach ihrem Ableben verfaulen liess, werden derartige Türme als Faultürme bezeichnet.
Zu der in Mauerhöhe eingelassenen Tür gelangte man nur über eine Leiter:
08.03.2022: Die alte Stadtansicht von 1687 zeigt nördlich des Einersheimer Tores, jedoch innerhalb des Grabens noch den Hackerturm. Der Turmsockel wurde später zu einem Wohnhäuschen umgestaltet, das seine Abstammung nicht leugnen kann und noch heute diese Bezeichnung trägt:
08.03.2022: Hoch und wuchtig ragt neben der Stadtpfarrkirche St. Veit der Mittagsturm auf. Einst diente er als Verwahrungsort für Malefizpersonen, d.h. für jene, die mit der Kriminalgerichtsbarkeit in Konflikt geraten waren. Der Tordurchgang zeigt noch die Spuren des ehemaligen Fallgitters und die Vorrichtungen für die Zugbrücke. Deutlich sichtbare Veränderungen im Oberteil des Mauerwerkes lassen darauf schliessen, dass der Turm später um zwei Geschosse erhöht wurde. Früher war der Mittagsturm durch eine von zwei Mauern flankierte Holzbrücke (1827 entfernt) mit dem äusseren Vorbau, dem Rödelseer Tor, verbunden:
08.03.2022: Der behäbige Bürgerturm mit seiner welschen Haube diente als Gefängnis für straffällige Bürger. 1596 stürzte der Turm ein und begrub dabei ein nebenan stehendes Häuschen. Beim Wiederaufbau im Jahre 1600 musste fünf Wochen gegraben werden, bis man auf felsigen Grund stiess. Die Löwenmäuler und Schiessscharten lassen erkennen, dass dem Bürgerturm als Eckturm im Verteidigungsring der Stadt eine besondere Bedeutung zukam. Ein Kuriosum stellt die im obersten Stock in eine Nische eingebaute, mittelalterliche Abortanlage dar. Der Sitz ist aus Sandstein gehauen. Die ins Freie führende „Rutsche“ ist von aussen deutlich sichtbar:
08.03.2022: Der Henkersturm diente einst als Behausung des Scharfrichters. Der Henker zählte auf Grund seines anrüchigen Gewerbes zu den unehrlichen Leuten. Sorgfältig vermied man jeglichen Umgang mit ihm. In der Schenke und in der Kirche hatte er seinen besonderen Platz und seine Behausung lag meist abgesondert. Von Ehrenämtern war der Henker ausgeschlossen und vielfach wurde ihm sogar das kirchliche Begräbnis verweigert. Infolge dieser Verfemung waren die Scharfrichterfamilien gezwungen, untereinander zu heiraten. Meist vererbte sich das Gewerbe vom Vater auf den Sohn oder Schwiegersohn:
04.03.2022: Der massive, spätmittelalterliche Bergfried ist das älteste Bauwerk der Stadt. Im Jahre 1057 hatte Kaiser Heinrich III. dem Speyerer Bischof Konrad I. den Bruchsaler Königshof geschenkt. Vom bischöflichen Baumeister Gerhard von Ehrenberg wurde schliesslich 1358 der mächtige Turm des Alten Schlosses errichtet. In seinem Kerker wurden die rebellischen Aufständischen des Bauernkrieges bis zu ihrer Hinrichtung gefangen gehalten, in den Kriegen des 17. Jahrhunderts ging rings um ihn herum die Stadt in Flammen auf, und auch ihn selbst trafen am 1. März 1945 die Fliegerbomben, die das Ende des alten Bruchsal besiegelten. Heute dient der Bergfried als Aussichtspunkt mit weitem Blick ins Umland. An seinem Treppenaufgang beherbergt er Bruchsals Geschichte in Form von Zeittafeln. Alle zwei Jahre findet im Bürgerpark und im angrenzenden Areal rund um den Bergfried das mittelalterliche Bergfried-Spectaculum statt. Zahlreiche historische Gruppen und Marktstände sowie ein attraktives Rahmenprogramm versetzen die Besucher zurück in die Epoche der Könige und Ritter, der Ordensbrüder und leibeigenen Bauern. Im angrenzenden Bürgerzentrum untergebracht sind ein Touristcenter, die Stadtbibliothek, die Bruchsaler Volkshochschule und die Badische Landesbühne:
04.03.2022: Der in den Jahren 1907/08 erbaute Schlachthof in Bruchsal ist ein bemerkenswertes Jugendstil-Gebäude. Es ersetzte den 1772 in der Innenstadt erbauten Schlachthof, welcher den neuen Hygienevorschriften nicht mehr genügte. Den Strom für Maschinen und zur Kühlung erzeugte der Schlachthof selbst – wohl mit Wasserkraft des am Gebäude entlang fliessenden Saalbaches.Im Jahr 1992 wurde der Schlachtbetrieb eingestellt. Der Turm am Schlachthof ist eine Kreuzung zwischen Schornstein und Wasserturm. Aktuell sind im Gebäude einige Firmen untergebracht und der Bruchsaler Tafelladen:
28.02.2022: Die Sendeanlage Siegen-Giersberg, auch Sender Siegen genannt, ist eine Sendeanlage für Hörfunk und Fernsehen des Westdeutschen Rundfunks auf dem 358 Meter hohen Giersberg in Siegen, die 1950 in Betrieb ging. Die UKW-Frequenzen haben eine relativ geringe Sendeleistung und dienen somit nur als Füllsender für die Stadt Siegen. Die digitalen Frequenzen von DVB-T2 und DAB+ versorgen dagegen auch das benachbarte Rheinland-Pfalz:
05.12.2021: Bad Nauheims Hausberg befindet sich 268 m über dem Meeresspiegel. Durch seine herausragende Lage war der Johannisberg bereits lange vor dem Christentum Kultstätte heidnischen, keltischen und germanischen Brauchtums. Funde belegen eine Besiedlung bereits in der Stein- und Bronzezeit. Bereits 779 soll hier eine Missionskirche errichtet worden sein. Die Johanniskirche wurde als Tauf- und Mutterkirche zur Urpfarrei der ganzen nördlichen Wetterau. Während der Reformationszeit wurde die Kirche allerdings aufgegeben und verfiel schnell. Einzig der Kirchturm blieb in seinen Grundmauern erhalten und wurde 1866 zum Aussichtsturm umgebaut. Seit 1965 beherbergt der Turm die Volkssternwarte:
27.11.2021: Der Windmühlenturm an den Gradierbauten der Langen Wand in Bad Nauheim gehört zu den markantesten Wahrzeichen der Stadt. Er wurde zwischen 1742 und 1745 aus dem Taunusquarzit der Steinbrüche am Johannisberg erbaut und hatte ursprünglich eine Höhe von 20,60 Metern. Die drehbare Dachkuppel war mit Holzschindeln gedeckt, und die Windmühlenflügel hatten eine Bespannung aus Segeltuch. In Nauheim war damals unter der Leitung des Kammerrats Jacob Sigismund Waitz von Eschen eine der grössten Salinen Europas entstanden. Um die Sole auf die bis zu 3700 Meter langen Gradierbauten zu pumpen, standen zehn Triebwerke zur Verfügung: sieben Wasserräder, ein Tretrad für Pferde, die sogenannte Rosskunst, sowie zwei mächtige Windmühlentürme. Nahezu 80 Jahre lang, von 1745 bis 1824, drehten sich die Windmühlenflügel an den Türmen und übertrugen ihre Energie auf die Solepumpen. Mit einer Spannweite von 22 Metern trotzten sie Wind und Wetter. Im Herbst 1824 hielten sie der Wucht eines Orkans nicht mehr stand. Die Flügel an beiden Türmen zerbarsten, die Turmkappen wurden abgedeckt. Wegen zu hoher Kosten lehnte der damalige Salineninspektor Wilhelmi eine Reparatur ab. 1826 wurden die Flügel abmontiert und die anfallenden Materialien zum Bau des neuen Schwalheimer Kunstgestänges verwendet. Die Kuppel des Windmühlenturmes an der Langen Wand ersetzte man durch einen 6,30 Meter hohen Fachwerkbau mit Schieferdach. Heute hat der Turm eine Höhe von 26,60 Metern. Der Waitzsche Turm hinter dem Thermalbad erhielt ein Kupferdach. Der Erbauer der Türme, Jacob Sigismund Waitz von Eschen, war vor seinem Tod Minister unter Friedrich dem Grossen. Er starb 1776 in Berlin. Aufgrund der historischen Bedeutung der Salinenanlagen, die in wesentlichen Teilen bis heute erhalten sind, ist deren plausible Präsentation für Bad Nauheim und weit darüber hinaus als Zeugnisse wichtiger technischer Entwicklungen des 18. Jahrhunderts eine bedeutende Zukunftsaufgabe. Die Gradierwerke mit den technischen Anlagen sind neben dem Sprudelhof als geschichtliche Höhepunkte der Bad Nauheimer Stadtentwicklung anzusehen. Diese besondere Bedeutung der historischen technischen Anlagen legitimiert deren funktionsfähige Wiederherstellung als Quellen und Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung bei der Bewältigung komplexer technischer Aufgaben bei der Salzgewinnung im 18. und 19. Jahrhundert: