Sonstige
28.02.2022: Stolz stehen sie im Herzen der Stadt auf der neuen Oberstadtbrücke. Sie schauen einander an, genauso wie vor 1904, als sie auf der Vorgängerbrücke das erste Mal aufgestellt wurden. Ihre Blicke sind nicht zufällig – Bergmann Henner schaut die Sieg hinunter und Hüttenmann Frieder schaut die Sieg hinauf Richtung Quelle. Sie tragen jeweils die typische Kleidung ihres Berufsstandes und verkörpern gleichzeitig ein altes nassauisches Gesetz, nach dem es einem Siegerländer „Gewerken“, einem Arbeiter mit viel Know-how zur Verarbeitung von Eisenerz, verboten war, ohne die Erlaubnis der Regenten das Siegerland zu verlassen. Modell standen der Landwirt Philipp Hüttenhain (1836–1908), der eine Hacke über der Schulter und eine Grubenlampe trägt, und der „Luppenschmied“ Friedrich Bingener (1859–1939), der als Hüttenmann im Sieghütter Hammerwerk arbeitete und eine Zange trägt, mit der er ein Schwammeisen greifen will. Dass die beiden nun wieder an ihrem angestammten Ort stehen, verdanken sie einer Umfrage unter den Siegener Bürgern. In den vergangenen Jahrzehnten zogen sie oft um, fielen sogar bei einer Brückensprengung 1945 mitten in den Fluss, auf den sie blicken:
27.11.2021: Die Salinenanlage in Bad Nauheim war einst die modernste Salzfabrik in Europa und ist heute eine der ältesten in Deutschland. Die fünf noch erhaltenen von insgesamt 23 Gradierbauten in Bad Nauheim sind Bestandteile der dortigen Saline. Dabei handelt es sich um imposante Bauwerke bzw. Holzbalkenkonstruktionen, die mit Reisig aus Schwarzdorn und Fichtenholz verfüllt sind. Mittels Pumpen wird die Sole durch eine Ringleitung und schliesslich über das Reisig geleitet. Durch die feine Verästelung des Schwarzdorns wird das Wasser optimal verdunstet, der Salzgehalt in der Luft wird erhöht. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch Sonneneinstrahlung und trockenen Wind. In der Nähe des Gradierwerkes kann man die salzhaltige Luft inhalieren. Diese befeuchtet die Atemwege und hat eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den gesamten Organismus. Heute sind die Gradierwerke Wahrzeichen der Kurstadt Bad Nauheim. Hier werden verschiedene Kuranwendungen angeboten. Ein Gesundheitsgarten am Gradierwerk II, u. a. mit einem Barfusspfad, einem Kräutergarten und interaktiven Stationen, spricht sämtliche Sinne an. Über die Geschichte der Bad Nauheimer Salzgewinnung informiert der archäologische Keltenpavillion, der sich am Gradierwerk II befindet. Die Salinen spielten bereits zu Zeiten der Kelten eine sehr wichtige Rolle. Zwischen dem 5. und 1. Jahrhundert v. Chr. wurden hier die sogenannten keltischen Salinen zum Zwecke der Salzgewinnung entwickelt. Dabei handelte es sich um eine der grössten späteisenzeitlichen Siedlungen. Um 700 n. Chr. wurde die Salzgewinnung durch fränkische Siedler wieder neu aufgenommen, es entstand ein mittelalterliches Söderdorf. Im 15. Jahrhundert verfügte das Örtchen Nauheim über 13 Soden. Im 16. Jahrhundert wurde der Bau eines Gradierwerkes angeordnet, die Salzgewinnung wurde modernisiert. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Schwarzdorngradierung eingeführt und ersetzte die bis dahin üblichen Strohgeflechte. Es wurden zwei Siedehäuser und drei Gradierwerke errichtet. Nauheim verfügte als eine der ersten mitteleuropäischen Gemeinden über diese Gradiermethode, wodurch die Salzproduktion mit 8500 Zentnern pro Jahr deutlich anstieg. Im 18. Jahrhundert wurde die Bad Nauheimer Saline zu einer der grössten Salinen in Deutschland ausgebaut. Die Wasserkraftanlagen wurden verbessert und es wurden zwei Windmühlen gebaut, deren zwei Türme heute noch erhalten sind.
Gradierwerk V + IV (Lange Wand) mit Windmühlenturm auf der Hub:
Gradierwerk III:
Wasserrad am Ludwigsbrunnen neben dem Gradierwerk III – Neben Windkraft nutzte die Saline unter Waitz von Eschen auch Wasserkraft zur Gradierung der Sole. Von ehemals acht Wasserrädern, die übers gesamte Stadtgebiet verteilt waren, sind heute noch zwei erhalten. Das Wasserrad an der Schwalheimer Straße wurde seinerzeit über ein weiträumiges System von Kunstgräben aus verschiedenen Staubecken gespeist. Die Wasserkraft setzte zwei Exzenter in Bewegung, die wiederum Pumpen aktivierten, von
denen das Salzwasser auf den benachbarten Gradierbau befördert wurde. Heute wird das Rad zu Schauzwecken vom Wasser des Flüsschens Usa angetrieben. Der angrenzende Ludwigsbrunnen war ein wichtiger Bestandteil der Trinkkur in Bad Nauheim. Noch heute versorgt er Durstige mit mineralhaltigem Heilwasser:
Gradierwerk II:
Gradierwerk I:
27.11.2021: Die 1911 in Betrieb genommene neue Saline ist Teil eines wertvollen Ensembles technischer Bauten östlich des Bad Nauheimer Bahnhofs und der Gleisanlagen. Die Entwürfe zur Saline wie zu den benachbarten Gebäuden der Dampfwaschanstalt und der Maschinenzentrale stammen zumindest in ihren Grundzügen allesamt von dem Architekten des Nauheimer Sprudelhofes, Wilhelm Jost. Die Saline von 1911 ersetzte die Vielzahl älterer Siedehäuser entlang der Usa, die bereits im 19. Jahrhundert durch den zunehmenden Badebetrieb in ihrer Ausdehnung eingeschränkt wurden. Der Neubau von Anfang des 20. Jahrhunderts schloss diese Entwicklung ab, künftig waren alle Arbeitsvorgänge der Salzgewinnung unter einem Dach vereinigt. Rückgrat der Anlage ist eine lange Speicherhalle in Nord-Süd-Richtung. 1959 wurde der inzwischen unrentabel gewordene Salinenbetrieb eingestellt. Die Bauten nutzte man zu reinen Lagerstätten. Sie bleiben ein herausragendes Beispiel von Zweckarchitektur aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, die durch Materialwahl und Gebäudeform an bekannte Bautradtionen anschloss:
27.11.2021: Die 1905-1906 errichtete Maschinenzentrale war der erste Bau des damals neu entstehenden Ensembles technischer Einrichtungen östlich des Nauheimer Bahnhofs. Als 1904 die ersten Überlegungen zur Neugestaltung der Badehäuser am Grossen Sprudel (Sprudelhof) angestellt wurden, ging damit die Vorstellung einher, die für den Badebetrieb erforderliche technische Infrastruktur abseits der Kuranlagen zusammenzufassen. Die Maschinenzentrale vereinigte ein Heiz- und Elektrizitätswerk sowie eine Eisfabrik. Der Gesamteindruck des Entwurfs von Wilhelm Jost, an dem noch die Architekten der Grossherzoglichen Bauverwaltung in Darmstadt Marx und Kraft beteiligt waren, wird von einer vielfältigen Gruppierung und Staffelung der Baumasse gekennzeichnet. Alles überragendes Motiv ist ein gebauchter Schornstein. Das Elektrizitäts-Werk der Maschinen-Zentrale wurde 1978 stillgelegt. Von den ursprünglich drei Kohlekesseln ist nur noch einer – ausser Betrieb – erhalten. Die Wärmegewinnung erfolgt heute durch Erdgasfeuerung. Wichtiger Bestandteil des Kulturdenkmals ist der zu den Badebetrieben führende Versorgungskanal unter der Bahnhofsallee:
13.09.2021: Hoch über dem Rhein steht die in Bronze gegossene Germania. Als Symbol für die Gründung des Kaiserreichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 reckt sie die Kaiserkrone empor. Das Niederwalddenkmal thematisiert die Ereignisse des Krieges und erinnert an die historische Bedeutung des Rheins als Grenzfluss. Ganz modern war dagegen die Finanzierung, ein Grossteil wurde durch Spenden aus der Bevölkerung abgedeckt. Die über 12 Meter aufragende Germania trägt einen Panzer, hat das Schwert jedoch friedlich gesenkt. Sie verkörpert die Einigkeit der damals aus 25 Einzelstaaten gebildeten Nation. Der politischen Bedeutung entsprechend, war Kaiser Wilhelm I. sowohl bei der Grundsteinlegung als auch bei der Einweihung 1883 vor Ort. Er ist in Lebensgrösse zu Pferd auf dem Sockel dargestellt. Krieg und Frieden, Abschied und Heimkehr bilden weitere Motive des Figurenschmucks. Dank seiner Lage zählt das insgesamt 38 Meter hohe Monument zu den beliebtesten Denkmälern Deutschlands. Die Anlage wird betreut von den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen:
Blick vom Rochusberg jenseits des Rheins auf das Denkmal:
Der nahe der Germania stehende Aussichtstempel des Grafen von Ostein, den er im Jahr 1788 erbauen liess, war in der Vergangenheit Mittelpunkt vieler geistiger Grössen ihrer Zeit. Dazu gehörten Beethoven, Brentano und Goethe. Leider wurde der Tempel 1944 durch einen Bombenangriff vollständig zerstört. Erst im Juni 2006 wurde der neu konstruierte Bau eingeweiht und bietet seinen Besuchern einen herrlichen Blick auf das gegenüberliegende Rheintal:
13.09.2021: Die Abtei St. Hildegard wurde erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts erbaut und nicht von Hildegard von Bingen selbst gegründet. Sie liegt oberhalb der Stadt Rüdesheim. Dennoch geht sie auf die Zeit der hl. Hildegard zurück, auf das 1165 neubesiedelte und 1802 säkularisierte Kloster Eibingen im Rheingau. Manch einer, der den Rhein entlang fährt und die Abtei St. Hildegard sieht, wird sich fragen, wie die Frauen im Kloster leben, wonach sie ihr Leben ausrichten, und was ein solch klösterliches Leben heute noch bedeuten kann. Wie alle Benediktinerinnen leben auch die Schwestern in St. Hildegard nach jenen Ordensregeln, die über 1400 Jahre alt sind, und auf den hl. Benedikt zurückgehen. Geprägt von Gottesliebe und Menschlichkeit, von österlicher Glaubensfreude und einem nüchternen Wissen um die Menschen, ist sie in ihren wesentlichen Aussagen auch heute noch unverändert und aktuell. Die hl. Hildegard ist weltberühmt. 1998 feierte man ihren 900. Geburtstag. Ein grosser Klosterladen, ein eigenes Klosterweingut, ein Dinkelprodukte-Vertrieb, eine Goldschmiede, eine Keramikwerkstatt und eine Restaurierungswerkstatt für kirchliche Archivalien bilden die wirtschaftlichen Grundlagen des Klosters. Für Menschen, die Stille und Einkehr suchen, verfügt die Abtei über ein Gästehaus mit 16 Zimmern:
13.09.2021: Die Ursprünge des Haus Nothgottes gehen auf den Beginn des 14. Jahrhunderts zurück. Dieses Jahrhundert war für die Menschen vor allem durch den verheerenden Einbruch der Pestseuchen gekennzeichnet. Vor dieser Seuche flohen die Menschen in die Wälder und richteten sich dort Notwohnstätten ein. In ihrer Not wandten sie sich im Gebet an Gott und fanden sich in Nothgottes angenommen. Das ursprüngliche Gnadenbild der Nothgottes, das sich in der Pfarrkirche in Rüdesheim befindet, ist etwa 20 cm gross und eher als Bauernkunst zu betrachten. Betont sind vor allem die überlangen flehenden Hände. Ursprung der Nothgottes dürfte in einer Ölbergskapelle auf dem Anwesen der Ritter Brömser zu suchen sein. Offensichtlich hat sich eine Wallfahrt entwickelt, sodass sich Ende des 14. Jahrhunderts die Brömser entschlossen, eine Kapelle zu bauen. Seit Mitte 1998 sorgt sich ein Förderkreis, der „Freundeskreis Nothgottes e.V.“ um dieses Haus:
13.09.2021: Das Kloster Marienthal ist eine der ältesten Wallfahrtsorte von Deutschland. Über die Entstehung ist Folgendes bekannt: Im Jahr 1309 kam der erste Wallfahrer nach Marienthal, kniete vor dem Marienbilde nieder und bat die Mutter des Herrn um Hilfe. Er hatte das Augenlicht verloren, keiner konnte ihm helfen. Als er vor dem Marienbild niederkniete, wurde er erhört und konnte sehen. Diese Heilung veranlasste den Junker Hans Schaffrait 1313 eine Kapelle zu bauen, in welche das Marienbild übertragen wurde. Da sich immer neue wundersame Heilungen ereigneten, kamen immer mehr Menschen, sodass 1326 mit dem Bau der Kirche begonnen wurde. Noch heute ist das Kloster ein bekannter Wallfahrtsort. An grossen Wallfahrtstagen oder auch bei schönem Wetter geht die Zahl der Pilger häufig über die Fassungskraft der Kirche hinaus. Die Gottesdienste werden dann im Freien auf einem großen Pilgerplatz hinter der Kirche abgehalten. Am 8. September 1859 wurde im Talgrund hinter der Kirche und auf dem Pilgerplatz ein grosszügig angelegter Kreuzweg eingeweiht. Die Idee dafür ging vom Bischof Peter Josef Blum aus:
04.09.2021: Die ehemalige Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau gehört zu den grossartigsten Denkmälern der Klosterbaukunst des europäischen Mittelalters. Die stilbildende Formensprache der Romanik, Früh-, Hoch- und Spätgotik, der Renaissance und des Barock hat seit der Gründung des Klosters im Jahre 1136 bewirkt, dass Eberbach im Laufe der Jahrhunderte zu einem so besonderen Architekturkunstwerk mit herausragender geschichtlicher Aussagekraft werden konnte.
Heute stellt die Klosterlandschaft die am besten erhaltene historische Klosteranlage Europas dar. Die Grösse und Bedeutung der ehemaligen Rheingauer Abtei ist ihrem Reichtum zu verdanken, der im Mittelalter durch erfolgreichen Weinbau und vielfältige Zustiftungen entstanden war. Noch heute ist die Weinbautradition durch das Weingut Kloster Eberbach, übrigens Deutschlands grösstes Weingut, lebendig. Die Traube im Maul des Eberbacher Wappentiers und die weltberühmte Schatzkammer sind sichtbare Zeichen für einen fast 900jährigen Erfolg.
Eigentümerin der Klosteranlage und damit verantwortlich für die Bauunterhaltung und den Betrieb der Klosteranlage als kulturtouristische Destination und attraktive Veranstaltungsstätte ist seit 1998 die Stiftung Kloster Eberbach. Die einmalige Generalsanierung trägt das Land Hessen.
Vom Rheinteig aus Richtung Osten:
Teile der das gesamte Kloster umgebenden Mauer:
Grundrisstafel:
Der südliche Eingangsbereich mit heutigem Haupteingangstor, dem Torhaus und der Basilika: