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Monats-Archive: April 2024

14.04.2024: Die siedlerische Keimzelle der Stadt Erbach war die ehemals von Zwinger und Graben umgebene, kreisförmige Wasserburg der Schenken von Erbach. Von ihr ist der im frühen 13. Jahrhundert aus starken Buckelquadern errichtete, runde Bergfried erhalten, dessen Zinnenkranz 1497 von Schenk Erasmus durch eine Bekrönung mit drei getreppten Zwerchgiebeln und einem hohen Spitzhelm ersetzt wurde. 1736 liess Graf Georg Wilhelm – nach Aufgabe eines aufwendigeren Projekts des Saarbrücker Baumeisters Friedrich Joachim Stengel – die alte Burg abtragen und baute einen nüchternen dreigeschossigen, steinernen Schlossbau zu zwanzig Achsen mit Mansarddach und aufgemaltem Architekturdekor. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss allerdings der Zeit von 1900-1902: Neobarocke Fensterverzierungen in Imitation der früheren Fassadenmalerei und eine ionische Kolossalordnung, beide aus mit Zinkblech verkleidetem Holz, wurden der Fassade vorgeblendet, um ihre grossflächige Monotonie zu beleben. Das Schloss bildet zusammen mit den in Massivbauweise errichteten Nebengebäuden einen grossen Hof von unregelmässiger Form. Zwischen Hauptbau und einem neobarocken Pförtnerhaus erhebt sich der Archivbau mit der grossen, runden Tordurchfahrt. Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts angelegt, nimmt er seit 1737 das Archiv und die Hofbibliothek auf. Der Hof wird nach Norden und Westen begrenzt durch den Alten Bau, ein anspruchsloses zweigeschossiges Gebäude mit Stallungen und Fachwerk-Obergeschoss, 1550 erbaut und 1894 erheblich erneuert, sowie durch den Kanzleibau, ehemaliges Kornhaus, einen ansehnlichen Renaissancebau von 1540, der 1893 nach einem Brand in wesentlichen Teilen erneuert worden ist:

Archivbau:

Alter Bau und Kornhaus im Schlosshof:

Zum Schlossensemble gehört auch die spätbarocke Orangerie mit Lustgarten – die gesamte Anlage gilt als grüne Oase Erbachs. In den 1970er Jahren sollte sie ursprünglich einem Hotelkomplex weichen. Dies wurde jedoch durch das Engagement einer Bürgerinitiative verhindert:

Ehemalige Schlossmühle – 1874 in neobarockem Stil zum gräflichen Marstall umgebaut, möglicherweise unter Verwendung älterer Bauteile (Kellersockel, Nordportal):

Remise von 1720 – ehemaliges, gräfliches Wagenhaus:

14.04.2024: Das Alte Rathaus in Erbach befindet sich am Marktplatz in unmittelbarer Nähe zum dortigen Schloss. Das Hauptgebäude entstand 1545, der zugehörige Torbau fast 50 Jahre später. An seinem Obergeschoss und dem Dachreiter wurden 1754 umfangreiche Umgestaltungen vorgenommen. Heute besteht im ersten Stockwerk des Alten Rathauses die Möglichkeit für standesamtliche Trauungen. Im Erdgeschoss beherbergt das alte Rathaus die Touristik-Information Erbach mit Odenwaldladen:

14.04.2024: Ehemaliges Burgmannenhaus, dessen Erbauung durch eine dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls (Krüppelwalmdach mit liegendem Stuhl und Verblattungen) auf das Jahr 1445 festgelegt werden konnte. Aus dieser Zeit stammen die gekehlten Fensterleibungen. Eine prächtige Wappenkartusche weist darauf hin, dass das Haus im 16. Jahrhundert den Erbacher Burgmannen und Eltern des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter gehörte:

14.04.2024: Das Steinerne Haus, nach einer irrtümlichen Überlieferung auch Tempelhaus oder Templerhaus genannt und angeblich als Duphus (Daubhaus) der Familie Echter schon im 14. Jahrhundert urkundlich bezeugt, wurde als Wohnturm in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Die Fensterprofilierungen haben in der Vergangenheit zu den verschiedensten Datierungen des Bauwerks geführt, doch sind die Fenster fast ausnahmslos späteren, nicht originalen Ursprungs. Die genaue Bauzeit wurde aufgrund des 1378/79 aufgeschlagenen Dachstuhls (dendrochronologische Datierung) ermittelt. Bedeutendes Burgmannenhaus am nördlichen Zug des Städtelberings, in den das Gebäude mit seinem Erdgeschoss-Mauerwerk integriert ist: Ein dreigeschossiger Sandsteinbau mit Bossenquadern an den Hausecken und markanten Treppengiebeln. Häufiger Wechsel der Funktion: Wohn- und Wehrturm, Burgsess der Familie Echter von Mespelbrunn, erstes grossherzoglich-hessisches Amtshaus und Landratsamt, später Hospital (Erasmusstift), Altersheim und Sitz des Roten Kreuzes. Das Tempelhaus befindet sich im Besitz der Grafen zu Erbach-Erbach. Denkmal von überregionalem Rang:

ERBACH

(14.100 Einwohner, 210 m ü. NHN) ist die Kreisstadt des südhessischen Odenwaldkreises. Erbach, das erstmals im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt wird, hat sich seinen historischen Charme bewahrt. Entlang der Mümling und im Altstadtbereich laden viele Plätze zum Verweilen ein. Romantische Fachwerkhäuser und die zum Schloss gehörenden Gebäude erzählen von der wechselvollen Geschichte einer Stadt, von der aus über viele Jahrhunderte hinweg eine ganze Region regiert wurde. Im ehemaligen Burggraben, heute die Straße Am Schlossgraben, befindet sich das älteste Holzkunstfachgeschäft im Odenwald. Holzspielwaren, Schnitzereien, Haushaltswaren und Figuren aus dem Erzgebirge sind hier das ganze Jahr über im Angebot. Nördlich des Erbacher Schlosses, in einem Bogen der Mümling, liessen sich im Mittelalter niederadlige Burgmannen nieder. Im Städtel befinden sich neben der evangelischen Stadtkirche zahlreiche ältere Fachwerkbauten. Zu ihnen zählen mehrere Burgmannenhöfe, zum Beispiel das Tempelhaus (Städtel 21), die Habermannsburg (Städtel 26) und das Burgmannenhaus Pavey (Städtel 32). Diese Gebäude schliessen sich teilweise eng an das Burggelände an. Da sie zusammen mit diesem die Insel der Mümling einnahmen, erhielt die Siedlung, die den Kern der Stadt Erbach bildete, eine eigene Ringmauer. Die Geschichte der Stadt ist eng mit dem Grafenhaus Erbach verbunden, das zum rheinfränkischen Uradel gehörte und bis 1806 die Regentschaft in der Region innehatte. Bedeutendster Vertreter der Familie ist Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823), der die Elfenbeinschnitzerei im Odenwald einführte und als bedeutender Altertumsforscher gilt. Das Deutsche Elfenbeinmuseum mit der Erbacher Rose zeugt noch heute von den beeindruckenden Kunstwerken, die Elfenbeinschnitzer bis heute hier gestalten. Die im Schloss befindlichen Antiken, Rüstungen und Geweihe hat Graf Franz I. zu Erbach-Erbach auf vielen Reisen zusammengetragen. Ein Standbild von ihm in römischer Toga ziert den Marktplatz bis heute – auch wenn es im Sommer 2005 einmal vom Sockel fiel und zerbrach. Die zeitliche Nähe zum Verkauf des Schlosses an das Land Hessen im Jahre 2005 gehört zu den Skurrilitäten der Stadtgeschichte.

Landratsamt Odenwaldkreis:

Katholische Pfarrkirche St. Sophia:

Evangelische Stadtkirche:

Tempelhaus (Steinernes Haus) mit Erasmuspforte:

Echterhaus:

Altes Rathaus:

Erbacher Schloss:

Orangerie und Lustgarten:

Ehemalige Schlossmühle mit der Mümling:

Denkmal Graf Franz I.:

Rathaus in der Neckarstrasse:

Blick von der Neuen Lustgartenstrasse auf das Schloss und Kirche:

Burgmannenhaus Pavey:

Bahnhof Erbach mit Güterhalle und Museumslok Kö 5104:

Blick vom Bahnhof auf Erbach:

Alle Aufnahmen entstanden während eines Kurzbesuchs am 14.04.2024.

 

14.04.2024: Die evangelische Stadtkirche befindet sich im Zentrum von Erbach nahe des Schlosses. Erbaut wurde sie Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Fundament eines ehemals gotischen Gotteshauses. Als eine der seltenen Querkirchen ist das aktuelle Bauwerk eines der bedeutendsten evangelischen Kirchengebäude in Südhessen. Der sehr sehenswerte Turm befindet sich an der Südseite des Gotteshauses. Seine Höhe beträgt stattliche 48 Meter:

14.04.2024: Die katholische Pfarrkirche wurde 1842-43 auf einem vom Grafen Eberhard geschenkten Grundstück nach Entwürfen des Baumeisters Sylvester Stockh (1774-1855), der auch die Neustädter Kirche gebaut hatte, errichtet. Es handelt sich um einen schlichten Putzbau mit Werksteingliederung im Rundbogen-Stil, dem Saalraum vorgelagert ist ein unten quadratischer, oben achtseitiger Glockenturm mit oktogonaler Spitzenhaube. In dem mit alten Bäumen bestandenen Garten steht eine St. Josephs-Figur von 1891, die aus der zerstörten, zweiten katholischen Schule (ehemals in der Martin-Luther-Strasse) stammt:

14.04.2024: Weithin sichtbares, schlossartiges Bauwerk im Stil der deutschen Renaissance, errichtet 1902/04 am Ort der einstigen Richtstätte nach Plänen des früheren Wormser Stadtbaumeisters und Professors der TH Darmstadt Karl Hofmann (geb. 1856 in Herborn). Das Verwaltungsgebäude ist ein qualitätvolles, komplexes Gebäude aus Sandstein-Rustika mit reicher, verschieferter Giebel- und Dachlandschaft. Es wurde in den 50er Jahren und in jüngster Zeit erheblich erweitert, u. a. durch die zentrale Polizeistation. Es ist der beherrschender Bau im nördlichen Teil der Stadt:

14.04.2024: Der Sitz des Gerichtes befindet sich in der Erbacher Straße 47 und ist für den kompletten Odenwaldkreis zuständig. Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Grossherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf, die bis dahin in den rechtsrheinischen Provinzen des Grossherzogtums die Gerichte erster Instanz gewesen waren. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte. So ersetzte das Amtsgericht Michelstadt das Landgericht Michelstadt. Landgerichte nannten sich nun die den Amtsgerichten direkt übergeordneten Obergerichte. Das Amtsgericht Michelstadt wurde dem Bezirk des Landgerichts Darmstadt zugeordnet. Das Gericht nutzt seit 1976 das Gebäude an der Erbacher Strasse: