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Tages-Archive: 4. September 2023

04.09.2023: Der Bahnhof Niederbrechen liegt an Streckenkilometer 60,8 der von Frankfurt (Main) HBF nach Limburg (Lahn) führenden Main-Lahn-Bahn (RE 20, RB 22). Mit derem Bau 1875 wurde auch in Niederbrechen ein Haltepunkt gebaut, das Empfangsgebäude entstand 1879. 1913 begann der Bau einer Brücke für die Bahnhofstrasse. Nach deren Fertigstellung wurde der Bahnübergang im Zuge der Jahnstrasse geschlossen. 1988 wurde eine Güterhalle abgetragen, die an den Bahnhof angeschlossen war. Am 26. September 1989 war die Inbetriebnahme des neuen Stellwerks. Das alte Stellwerk von 1913 wurde am 12. Oktober 1989 abgerissen. Von 1989 bis 1991 dauerte der Bau einer Unterführung. 1992 wurde der Bahnübergang zur Feldgemarkung Flachsau geschlossen. Letztmals fand 1993 eine Güterabfertigung in Niederbrechen statt. 2005 folgte die Entfernung eines Rangier- und eines Anschlussgleises. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude beherbergt heute unter anderem eine Gaststätte und ein Schreibwarengeschäft:

04.09.2023: Ein markantes Wahrzeichen von Niederbrechen ist der Gefangenenturm am oberen Ende der Rathausstrasse. Er ist heute der bedeutendste Teil der ehemaligen hochmittelalterlichen Stadtbefestigung von 1367/69. Die beiden anschliessenden Mauerabschnitte zeigen innen grosse Blendbögen und verfügten über einen Wehrgang. Der Turm wurde flankiert von einem nicht mehr vorhandenen Tor, dem Langhecker Tor. Dieses wurde im Jahre 1852 eingerissen und wird heute durch ein Metallgestell nachgebildet, an dem Rosen wachsen. Der Turm selbst schliesst mit einem Bogenfries und Zinnenkranz ab, ist knapp 20 Meter hoch und wurde 1957 renoviert. Im Jahre 2004 hat man den Gefangenenturm aufgrund historischer Befunde und um ihn gegen Witterungseinflüsse besser zu schützen verputzt. Sehr wahrscheinlich hatte der Turm auch ein Dach. Dieses wurde allerdings nicht wieder rekonstruiert. Der Turm kann leider nicht besichtigt werden:

04.09.2023: Das alte Rathaus wurde um 1700 ursprünglich als Zehntscheune und Amtmannssitz des Erzbischofs von Trier erbaut. Nach alten Aufzeichnungen befand sich im Erdgeschoss eine offene Laube, um dort Markt zu halten oder den „Fruchtzehnten“ anzuliefern. Das Zehnthaus wurde 1722 durch einen Anbau erweitert, in dem auch das Backhaus eingerichtet wurde. Im Obergeschoss befand sich ein dreiseitig durch fränkische Erker belichteter Versammlungsraum. Die Erker fielen im Klassizismus leider einer Modernisierung zum Opfer. Einige der geschnitzten Brüstungsfelder mit geflügelten Engelsköpfen, umrahmt von einer Blattgirlande, hatten sich jedoch erhalten und sind nach der gegenwärtigen Restaurierung wieder unter den Fenstern eingebaut worden. Die Zehntabgaben wurden über ein Zwerchhaus in den zweigeschossigen Speicher befördert. 1791 ist das Zehnthaus zum Rathaus umgebaut worden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde dann auch die offene Laube im Erdgeschoss geschlossen. Aus Gründen des Brandschutzes wurde das ganze Fachwerk verputzt. Vermutlich sind in dieser Zeit auch die Erker und das Zwerchhaus abgetragen worden. Für die Feuerwehr wurde am Giebel ein Schlauchturm aufgestellt. Die kleinen alten Dachgauben ersetzte man bei einer Neudeckung des Daches 1895 durch breite Schleppgauben. 1977 zog die Gemeindeverwaltung in das ehemalige Schwesternhaus in der Marktstrasse um. Heute befinden sich im Erdgeschoss das Besprechungszimmer der Gemeinde und im Obergeschoss das Gemeindearchiv:

04.09.2023: Der Bau des ehemaligen Schwesternhauses in der Marktstrasse im Jahr 1894 geht auf die Initiative von Pfarrer Jacob Herlth zurück. In diesem wirkten über Jahrzehnte die „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ aus Dernbach. So diente das Gebäude als „Kinderbewahranstalt“ und Nähschule. Nach einer Erweiterung im Jahre 1948 und Aufstockung des Gebäudes waren auch alte und pflegebedürftige Frauen hier untergebracht sowie vorübergehend auch die Bücherei. Von Mai 1947 bis Oktober 1950 diente das Gebäude auch als Entbindungsstation. Nachdem die Schwestern in das Nachbargebäude umgezogen waren, dient das Gebäude seit 1977 der Gemeinde Brechen als Rathaus. Vorübergehend war für einige Jahre im Erdgeschoss auch eine Filiale der Nassauischen Sparkasse untergebracht. In der Nische steht die Figur des heiligen Josef. Das Schwesternhaus wurde früher daher auch St.-Josefs-Haus genannt. Diese Bezeichnung wurde auch bei Geburts- und Sterbeeinträgen beim Standesamt verwendet:

04.09.2023: 1899 wurde der Grundstein für den heutigen Kirchenbau durch den Frankfurter Architekten Josef Röder gelegt. Dass dieser Neubau möglich war, ist der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung zu verdanken und dem Engagement des damaligen Pfarrers Jakob Herlth. Dieser spendete seine im Kulturkampf zunächst verweigerten Gehälter für den Neubau des Gotteshauses. Viele einheimische Bauhandwerker und Bauern leisteten teilweise unbezahlte Arbeitsstunden und lieferten Material. Der 25 m hohe neue Kirchturm wurde erst im Jahr 1952 errichtet. Dies hing damit zusammen, dass es Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Kreisbehörde gab. Auf dem neuen Kirchturm sitzt ein 15 m hoher Turmhelm, der von Kreuz und Hahn gekrönt wird. 5 Glocken erklingen zum vollen Geläut. Die Kirche ist im neogotischen Stil und kreuzförmig errichtet. Im Inneren weist sie ein Kreuzrippengewölbe auf. Sie verfügt zudem über einen Hochaltar und zwei Seitenaltäre. Besonders bemerkenswert ist eine spätgotische Holzskulptur der Muttergottes auf dem nördlichen Seitenaltar. Diese überstand den Schwedenkrieg und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Viele weitere holzgeschnitzte Figuren aus dem 18. Jahrhundert sind im Inneren der Pfarrkirche zu bewundern. Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Josef und den Gefallenen der Gemeinde geweiht. Auf dem Hauptaltar finden sich unter anderem die Heiligen dieser Gegend, St. Lubentius und St. Maximinus sowie die vier Evangelisten. Die Kirche wurde zuletzt in den Jahren 1989/90 neu gestrichen und auch im Inneren wurden Ausbesserungs- und Malarbeiten durchgeführt. Der Altarraum wurde 1987 von dem Kölner Künstler Egino Weinert neu gestaltet, die Steinplatte des Altars hat Hubert Stillger aus Niederbrechen geschaffen. 2001 erklang zum Kirchenjubiläum erstmals die neue Orgel in der Pfarrkirche St. Maximin, die wegen ihrer majestätischen Grösse auch als „Dom des Goldenen Grundes“ bezeichnet wird:

BRECHEN

(6.475 Einwohner, 186 m ü. NHN) ist eine Gemeinde im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Brechen liegt im südöstlichen Teil des Limburger Beckens zwischen Taunus und Westerwald. Das waldarme Lösshügelland wird hier von Südost nach Nordwest vom Emsbach durchquert, welcher bei Niederbrechen den Wörsbach aufnimmt und das Gebiet zur Lahn hin entwässert. Zusammen mit der sich südlich anschliessenden Idsteiner Senke ist diese Landschaft unter dem volkstümlichen Namen Goldener Grund bekannt, welcher auf die Klimagunst und fruchtbare Böden verweist. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung finden Nieder- und Oberbrechen unter dem Namen Brachina (an der Berglehne) in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch vom 12. August 772. In der Folgezeit gingen die Orte in das Eigentum der Abtei St. Maximin Trier über. Über viele Jahrhunderte wechselte der Besitz zwischen den Kurfürstentum Trier und der Herrschaft von Molsberg hin und her. Bedeutung hatten die Orte durch ihre Lage an der Fernhandelsstrasse Köln-Frankfurt am Main (Via Publica) als Vorposten kurtrierischen Gebiets in Richtung Frankfurt. Niederbrechen besass im Mittelalter zeitweilig Stadtrechte und eine heute noch in Teilen erhaltene Stadtmauer. Der Ortsteil Werschau wurde 1235 erstmals urkundlich erwähnt. Die Gemeinde Brechen entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen. Zuerst fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Niederbrechen und Werschau freiwillig zum 31. Dezember 1971 zur neuen Gemeinde Brechen. Oberbrechen kam am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz hinzu. Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet. 1974 kam Brechen mit dem Kreis Limburg zum neugebildeten Landkreis Limburg-Weilburg. Und 1981 wurde der Landkreis Limburg-Weilburg dem neugeschaffenen mittelhessischen Regierungsbezirk Giessen angegliedert. Anlässlich der Ersterwähnung von Brachina von 772 wurde 2022 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe das 1250-jährige Jubiläum der Ortsteile Niederbrechen und Oberbrechen gefeiert.

Empfangsgebäude Bahnhof Niederbrechen:

Bahnhofstrasse Richtung Ortsmitte Niederbrechen:

Katholische Pfarrkirche St. Maximin:

Rathaus Niederbrechen:

Altes Rathaus Niederbrechen:

Haus Bergstrasse 16 neben dem alten Rathaus – das Gebäude wurde 1662 und damit als eines der ersten nach dem grossen Ortsbrand erbaut. Es zählte zu den bestimmenden Bauten der geschichtlichen Ortsmitte. Direkt vor dem Haus lag der Dorfbrunnen:

Gefangenenturm:

In der Sackgasse steht die ehemalige Stadtmauer in einer Länge von etwa 50 Metern teilweise noch in der alten Höhe. Aufgrund dieser Höhe war im Süden der Stadtbefestigung auch kein Wallgraben erforderlich. An dieser Stelle befand sich das Untertor, wobei das Gebäude an der Ecke zur Rathausstrasse als Pförtnerhaus diente:

Alle Aufnahmen entstanden während eines Rundgangs am 04.09.2023.