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Tages-Archive: 30. August 2022

30.08.2022: Bereits die Römer wussten die herausragende Lage der Anhöhe am südlichen Stadtrand zu schätzen und errichteten ihrem Feldherrn Drusus nach dessen Tod beim Germanenfeldzug ein Ehrenmal, dessen Kern noch heute als Drususstein erhalten ist. Seit 1055 wurde die Anhöhe von einem Benediktinerkloster besiedelt, das dem heiligen Jakobus geweiht war. Seit dem trägt sie den Namen Jakobsberg. Da das Kloster nur leicht umwallt ausserhalb der Stadtmauern lag, ergab sich eine strategische Lücke im Schutzring der Stadt. Der Ausbau des Jakobsberges zur wehrhaften Festung begann 1620 unter Kurfürst Johann Schweickhardt von Kronberg, der unter der Leitung des Domkapitulars Adolph von Waldenburg eine vorwiegend aus Gräben und Wällen bestehende Festungsanlage bauen liess. Doch schon 1631 wurde Mainz im Laufe des Dreissigjährigen Krieges von den Schweden besetzt. Der eigentliche Ausbau der heutigen Zitadelle mit ihrem regelmässigen Grundriss und den vier Bastionen Alarm, Tacitus, Drusus und Germanikus begann 1655 unter Kurfürst Johann Philipp von Schönborn. Die über Mainz aufragende Festungsanlage konnte ihrem Zweck allerdings nicht lange gerecht werden, da der Stadt das Geld für eine schlagkräftige Festungsbesatzung fehlte. Französische Truppen nahmen denn auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg die Stadt ein. Im 18. Jahrhundert wurde das Klostergelände ausgebaut. Ein neuer Abt- und Fremdenbau sowie ein barocker Garten entstanden. Doch die langjährige Klostergeschichte fand durch die Wiedereroberung des französisch besetzten Mainz durch die deutsche Reichsarmee 1793 ein jähes Ende, als Klosterkirche und Wirtschaftsgebäude vollständig zerstört wurden. Der Abt- und Fremdenbau blieben bis zum ihrem Abriss 1912 erhalten. Für ihren Wiederaufbau zwei Jahre später wurden die barocken Tür- und Fensterrahmen aufbewahrt. Ab 1816 kam Mainz die Rolle einer Bundesfestung zu. Auf der Zitadelle wurden Truppen stationiert, die überwiegend im ehemaligen Abts- und Fremdenbau unterkamen. Der Kommandantenbau wurde aufgestockt, 30 Jahre später erfolgte der Neubau der Citadellkaserne, heute Bau C. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg besetzten französische Militärs das Gelände. 1950 begann der Wiederaufbau der kriegszerstörten Gebäude und die städtische Handelslehranstalt sowie später die Bauämter zogen in die Gebäude ein. In den letzten Jahren konnten notwendig gewordene Sanierungsarbeiten an und in den historischen Gebäuden in dem denkmalgeschützten Gelände durchgeführt werden.

Mauer der Bastion Germanicus:

Kommandantenbau mit Haupttor:

Kommandantenbau Hof- und Südostseite:

Mauer der Bastion Alarm mit Wacherker:

Informationstafel:

Aussicht von der Zitadelle:

Zitadellkaserne mit Gaslampe:

Innenhof:

Drususstein:

Hohltraversen:

Südwestliche Toranlage:

Citadellencafe:

Rückseite der Doppelkompaniekaserne:

Sanierte Mauer der Bastion Tacitus:

Teilsanierte Mauer der Bastion Alarm:

Kommandantenbau:

30.08.2022: Wie die Thermen so gehörten auch die Theater zum Selbstverständnis römischen Lebens. Es war wohl keine Stadt im Römischen Reich so klein, dass sie nicht wenigstens ein Theater oder ein Amphitheater gehabt hätte. Die Entdeckungen beim Neubau der Wege zur Zitadelle in Mainz 1914 bis 1916 sprengten jedoch jede Vorstellungskraft. Man war auf ein antikes Bühnentheater von gigantischen Ausmassen gestossen. Das grösste Theater nördlich der Alpen besass einen Zuschauerraum, der 116 Meter breit war. Seine Bühne mass 42 Meter. Die Zuschauerreihen boten rund zehntausend Besucherinnen und Besuchern Platz – zehnmal mehr als ins Grosse Haus des Mainzer Staatstheaters passen. 2006 wurde der Südbahnhof, unterhalb der Grabungsstätte, auf Initiative des damaligen Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel und des Stadtrats in Kooperation mit der Deutschen Bahn umbenannt. Seitdem steigen Pendler und Gäste der Stadt am Bahnhof Mainz – Römisches Theater ein, aus und um. Eine Glaswand am Bahnsteig öffnet inzwischen die Sicht auf die Relikte des Römischen Bühnentheaters: