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04.05.2023: „Die neue Gass auf der Allee“ (heute Neue Allee) wurde 1770/72 als einseitig bebaute Strassenzeile vor dem ehemals östlichen Stadtmauerabschnitt angelegt. Die fünf- bis siebenachsig konzipierten doppelgeschossigen Mansardendachhäuser boten durch ihre städtebauliche Orientierung auf das Schloss hin eine besondere residentielle Standortqualität. Ihre architektonische Gestaltung lässt sofort an Saarbrücken denken, an die baulich von Friedrich Joachim Stengel (1694-1787) geschaffene Umrandung des Ludwigsplatzes. Stengel, nassau-saarbrückischer Hofbaumeister, realisierte die dortigen Bauten im Wesentlichen 1760-69. „Die neue Gass auf der Allee“ war aber nicht nur eine gehobene Wohnstrasse, sondern umfasste in ihrem schlosszugewandten Abschnitt auch einen fürstlichen Zweckbau, den Zehnthof, dessen Dreiflügelanlage (Neue Allee 13-17) später aber sehr verändert wurde. Ebenso entspricht das anschliessende Gebäude Neue Allee 19, die ehemalige Posthalterei, ein Bau des frühen 19. Jahrhunderts, nicht mehr dem barocken Stadtbild:

04.05.2023: Die Stadthalle an der Orangerie in Kirchheimbolanden gilt seit ihrer Eröffnung im Oktober 2013 als beliebte Veranstaltungsstätte. Zentral und wunderschön gelegen, lockt die Stadthalle an der Orangerie mit einem bunten Kulturprogramm Besucher von nah und fern. Auf insgesamt 419 m² Fläche im grossen Saal lassen nicht nur die ausgezeichnete Akustik sondern auch modernste Licht-, Ton-, und Bühnentechnik die Künstler in Ihrem Glanz erstrahlen. Die Stadthalle an der Orangerie Kirchheimbolanden bietet mit dem grossen Saal bis zu 454 sitzenden Personen Platz. Das großzügige und lichtdurchflutete Foyer gewährt einen tollen Blick auf die sich anschliessende Orangerie aus dem 18. Jahrhundert. Die Stadthalle an der Orangerie Kirchheimbolanden bietet für jeden Anlass den passenden Rahmen und ist ein wahres Schmuckstück in der Kleinen Residenz Kirchheimbolanden:

04.05.2023: Die Namensreihe von Geispitzheim hat vom Hochmittelalter bis ins 18. Jahrhundert bestanden. Bereits 1083 ist in einer Urkunde des Klosters St. Alban in Mainz von Appo von Geisbodenheim die Rede. Ein Jahrhundert später wird im Lehensbuch Werners II. von Bolanden Wernherus von Geispoldsheim genannt. Im 14. Jahrhundert kristallisiert sich dann der Name von Geispitzheim heraus. Besonders zahlreiche urkundliche Bezüge und Wappenbelege (drei Zackenbalken wie auch über dem Portal des Weissen Rosses in Kirchheimbolanden) weisen dabei ins rheinhessische Gabsheim,  zehn Kilometer nordöstlich von Alzey. Angehörige dieser Adelsfamilie waren vor allem in administrativen und fürstlichen Diensten tätig, darunter Philipp von Geispitzheim 1421, Amtmann in Kirchheimbolanden, oder Georg Emrich II. (gest. 1794), Oberamtmann und später Hofmarschall am nassau-weilburgischen Hof in Kirchheimbolanden. Das hiesige geispitzheimische Stadtpalais macht deutlich, was für eine Niederadelsfamilie in fürstlichen Diensten erreichbar war:

04.05.2023: Wichtigstes Bauwerk zwischen dem Grauen Turm und dem Oberen Tor war der ehemalige Gefängnisturm. Hier stösst der westliche mit dem vom Oberen Tor kommenden nördlichen Zug der Stadtmauer in einem stumpfen Winkel zusammen. Die erhaltene Bastion verfügt über ein ehemaliges Verlies, das einen Durchmesser von 3,30 m aufweist. Die Decke ist trichterförmig eingewölbt und hat als einzigen Zugang in der Mitte eine runde Öffnung, die zum darüber liegenden Raum führt. Auf eine ganz andere Funktion der Bastion weist allerdings die Bezeichnung Pulverturm als Lagerstätte von Schiesspulver hin. Eine weitere Namensgebung kam im 20. Jahrhundert dazu: Apothekerturm. Denn er begrenzte den zur ehemaligen Hofapotheke gehörenden Garten. In Fotos der 1920er Jahre ist deshalb auf dem Turm ein Gartenhäuschen platziert. Es wurde auch in die damalige Querschnittszeichnung der Bastion aufgenommen. Erhalten ist eine eindrucksvolle Ruine. Sie hat einen äusseren Durchmesser von 10 m, die Dicke der Wände liegt bei 3,35 m. Über die einstmalige Höhe gibt es keine Angaben, doch ist sie im Hinblick auf eine gute Rundsicht über das vorgelagerte Gelände mit mindestens 20 m anzunehmen. Vor allem aber war der höchste Punkt der Stadtmauer damit ganz besonders befestigt:

04.05.2023: Die ehemalige fürstliche Hofapotheke in der Langstrasse 29 ist eines der auffallendsten Bürgerhäuser des 18. Jahrhunderts in Kirchheimbolanden. Allein schon dies unterstreicht die besondere Rolle des Apothekers. War seine Tätigkeit im Mittelalter eher die eines Handwerkers, so wurde sie in der Folge zusammen mit der Medizin zur praktischen Lebenswissenschaft. Die Fürsten des 18. Jahrhunderts waren deshalb sehr daran interessiert, in ihrer Residenzstadt eine Apotheke zu haben. Die Einwohnerliste von 1774 verzeichnet unter den 1.903 Einwohnern der Stadt aber nicht nur einen Apotheker, sondern ebenso auch vier Ärzte. Die medizinische Versorgung in Kirchheimbolanden war damit für die allgemeinen Verhältnisse im 18. Jahrhundert weitaus überproportional:

 

04.05.2023: Im Zuge der Reformation fiel die Kirche, deren Turm aus dem 12. Jahrhundert stammt, an die Protestanten. 1664 wurde sie restauriert. Im Jahr 1738 versprach der lutherische Fürst Carl-August von Nassau-Weilburg der reformierten Gemeinde Kirchheimbolandens die Peterskirche als Gotteshaus, falls diese dafür 3.000 Reichstaler bezahlen würde. Dadurch finanzierte er teilweise die lutherische Schlosskirche. Unter dem romanischen Chorturm ist Graf Heinrich II. von Sponheim-Bolanden († 1394), der Kirchheimbolanden 1368 zur Stadt erheben liess und zur Residenz machte, beigesetzt:

04.05.2023: Sicherheit und Ordnung – die beiden auch schon im Mittelalter administrativen Hauptaufgaben auch im kommunalen Bereich – wurden im 19. Jahrhundert systematisch ausgebaut. Konzentriert waren diese Dienste im Alten Stadthaus. Hier hatte nicht nur die Stadtverwaltung ihren Sitz, sondern bis zur Errichtung des Amtsgerichtes auch der Friedensrichter. Ausserdem befand sich im Erdgeschoss die Spritzenremise der Feuerwehr. Bis 1910 bestand deshalb an der Schmalseite des Alten Stadthauses ein Tor. Dessen Gewände wurde dann in der Liebfrauenstrasse in die Umfassungsmauer an der Liebfrauenkirche eingesetzt. Darüber hinaus markiert das Alte Stadthaus auch die Stelle administrativer Vorgängerbauten, des mittelalterlichen und ebenso des verlorenen barocken Rathauses. Ihr Ende fand diese Kontinuitätslinie in den 1970er Jahren mit der Errichtung der Verbandsgemeinde und dem nun notwendigen Rathaus-Neubau in der Neuen Allee:

04.05.2023: Das Obere Tor (Stadthausturm) ermöglichte den Zugang zur Stadt von Norden her. Der Torturm wies in der Durchfahrtsrichtung eine Breite von 4,50 m auf, bei einer Höhe bis zur Dachtraufe von ca. 16 m. Etwa 1750 wurde der Turm mit der jetzigen Haube versehen und zum Stadtgefängnis (später Kantonsgefängnis) umgebaut, von daher stammt auch die noch bestehende Vergitterung der eingebrochenen Fenster. Zu dieser Zeit wurde auf der Südseite zudem auch der frühere Spitzbogen durch einen barocken Rundbogen ersetzt:

04.05.2023: Der Graue Turm ist zwischen dem Roten Turm und dem Gefängnisturm der mittlere. Da der Wald hier im westlichen Mauerabschnitt bis nahe an die Stadt heranreichte, waren in diesem Bereich aufwändige Befestigungsmassnahmen notwendig, um einen zweckmässigen Bevölkerungsschutz zu gewährleisten. Entsprechend hat der Graue Turm eine Höhe bis zur Dachtraufe von mehr als 12 m. Der Graue Turm ist damit augenfälliger Ausdruck städtischer Sicherheitsleistung im Mittelalter. Um sie zu gewährleisten, bedurfte es der Stadtgemeinschaft. Nur so konnte der Bau und die Erhaltung der Stadtmauer ermöglicht werden. Ebenso waren der Mauer- und der Turmdienst eine städtische Gemeinschaftsaufgabe. Dazu kam die Gewährleistung der inneren Sicherheit. Sie lag beim Stadtknecht und beim Nachtwächter:

04.05.2023: Der Rote Turm aus dem 14. Jahrhundert war als Eckturm ein nach der Stadtseite offener Rundturm. Ein angebautes Haus wurde 1885 abgerissen und durch Herausnahme einer Bogenfüllung der Durchbruch zur heutigen Schillerstraße geschaffen. Damals sollte auch der Turm abgetragen werden. Nur einer knappen Stadtrats-Mehrheit war es zu verdanken, dass er erhalten blieb. Als wichtiger Eckturm der Stadtbefestigung ist er mit noch erhaltenen Schiessscharten versehen. Die Höhe bis zur Dachtraufe beträgt etwa 12 m, der Aussendurchmesser in der Rundung etwa 6 m. Der rote Dachaufsatz erfolgte im Zuge der Stadtsanierung 1980:

Stadtmauer: