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08.07.2024: Die Schlossanlage mit ihrem prachtvollen Garten erstreckt sich im Herzen der Stadt über eine Fläche von mehr als 72 Hektar. Bestens erhalten vermittelt sie bis heute die Harmonie und Leichtigkeit einer barocken Sommerresidenz. Im Schloss sind an die 30 Räume zu besichtigen, unter anderem die kurfürstlichen Appartements und die Gesellschaftsräume. Das Rokokotheater ist Mittelpunkt der alljährlichen Schwetzinger Festspiele. Ebenso wie Mannheim erlebte Schloss Schwetzingen unter dem kunstsinnigen Kurfürsten Carl Theodor (1724-1799) seine Blütezeit, als der Mannheimer Hof hier seine Sommer verbrachte und das Schloss zum Pfälzischen Versailles wurde. So entstand 1752 das Rokokotheater, in dem Voltaire mit seinen Werken zu Gast war und 1763 der siebenjährige Mozart auftrat. Das Meisterwerk von Nicolas de Pigage ist heute das älteste Rangtheater Europas. Ursprünglich geht die Schlossanlage auf eine Wasserburg zurück, die 1350 erstmals erwähnt wurde und die Strassen zwischen Worms, Ladenburg und Speyer sicherte. Im 16. Jahrhundert wurde sie zum Jagdschloss der Heidelberger Kurfürsten, das mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde. Der Zerstörung der Pfalz durch Truppen Ludwigs IVX. fiel 1689 auch das Schloss zum Opfer. Im Zuge des Wiederaufbaus erweiterte es Kurfürst Johann Wilhelm zu einer Dreiflügelanlage mit Ehrenhof, die von seinem Nachfolger Carl Philipp 1720 zur Sommerresidenz erhoben wurde. Als Carl Theodor 1777 die bayerische Kurwürde erbte und die Residenz nach München verlegen musste, verlor das Schwetzinger Schlosses an Bedeutung. Mit dem Ende der Kurpfalz 1803 wurde Schwetzingen badisch. Nach dem Tod der Grossherzogin Stephanie 1860 diente das Schloss als Blindenanstalt, Lazarett und Finanzamt. 1919 wurde das Corps de Logis Schlossmuseum. Heute ist das Schloss im Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Wachhäuschen und Haupteingang:

Ehrenhof mit Mittelbau und Nord- und Südflügel:

Nördlicher Zirkelbau mit Theater und Restaurant:

Südlicher Zirkelbau:

Schloss Mittelbau aus Westen:

Im Schlossgarten Schwetzingen ist eine Besonderheit zu bewundern, die es europaweit nur selten gibt, er verbindet harmonisch einen französischen Teil, der den strengen geometrischen Regeln des Barock folgt, mit einem englischen, der Landschaft kunstvoll in Szene setzt und immer wieder beeindruckende Perspektiven bietet. Die zentrale Achse, die den Garten durchzieht, reicht optisch vom Königstuhl in Heidelberg bis zur Kalmit, dem höchsten Berg des Pfälzer Waldes. Beim Spaziergang durch den Park sind zahllose Bauten und Anlagen zu sehen, unter anderem eine Moschee, ein Badhaus, diverse Tempel für antike Gottheiten, Wasserspiele und Skulpturen. Den Grundstein für den heutigen Schlossgarten legte Kurfürst Carl Philipp, als er Schwetzingen zu seiner Sommerresidenz machte. Sein Nachfolger Carl Theodor liess die Anlage zunächst im Barockstil erweitern und durch den Architekten Nicolas de Pigage mit Skulpturen und Bauten ausstatten, unter anderem mit der Moschee als Sinnbild für Toleranz. Ab 1777 erfolgte durch Friedrich Ludwig von Sckell die Erweiterung im englischen Stil. Da der Garten im 19. Jahrhundert kaum verändert wurde und beide Weltkriege unzerstört überstand, behielt er weitgehend sein ursprüngliches Aussehen und bietet eine einzigartige Vielzahl an original erhaltenen Gartenanlagen. Ebenso wie das Schloss befindet sich der Garten im Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Eine Ausstellung im südlichen Zirkelgebäude des Schlosses widmet sich der Geschichte und Entwicklung des Schlossgartens:

Arkadische Atalante – eine der vielen Skulpturen im Garten:

Arkadenallee:

Orangerie: Die Nordseite des Schlossgartens erweitert Pigage 1761 mit dem neuen Orangerieparterre. Das Rechteck von 195 Meter Länge und 72 Meter Breite ist von einem Kanal umgeben und wird über vier Brücken erreicht. An seine nördliche Längsseite baute er die neue Orangerie. Zur Zeit des Neubaus musste sie 1000 Kübelpflanzen beherbergen. Mit zwei Glashäusern an den Enden sollte das Gebäude die Länge des Parterres erreichen. Das westliche Glashaus wurde nicht verwirklicht, sodass die Orangerie heute 171 Meter lang ist:

Eine erste Erweiterung vom streng formalen barocken Garten zum Landschaftsgarten ist das Arboricum Theodoricum, das im Norden angefügt wird. An das westliche Ende des langgezogenen romantischen Wiesentälchens legte Pigage einen Rundbau, den Tempel der Botanik und unweit davon das Römische Wasserkastell, eine künstliche Ruine mit Aquädukten und Obelisk – Aquädukt:

Blick zum Unteren Wasserwerk:

Römisches Wasserkastell – eine künstliche Ruine, teils in Tuffstein, mit zwei Türmen, zwei-und dreigeschossig:

Der Obelisk erinnert an vermeintlich römische Funde während der Bauarbeiten 1777:

Tempel der Botanik – ein zylindrischer Rundtempel, einem Baumstumpf mit Eichenrinde ähnlich, mit siebenstufiger Treppe, zwei Sphinxen, einem Portal mit Holzlamellen-Flügeltür und Dreiecksgiebel mit einem geflügelten weiblichen Kopf:

Das Badhaus – 1768–1775 gebaut – war ein Lieblingsaufenthaltsort des Kurfürsten:

Ende der Welt – Blick auf und in den Laubengang (Berceau de treillage) zum Perspektiv / zum „Ende der Welt“, gebaut nach Plänen des Architekten Nicolas de Pigage:

Wildschweingrotte:

Naturtheater und Apollotempel – Das Naturtheater gehört zu den wenigen erhaltenen barocken Gartentheatern überhaupt. Sechs Sphinxen des flämischen Bildhauers Peter Anton von Verschaffelt, entstanden 1773, bewachen den tiefer gelegenen Zuschauerraum. Über dem Naturtheater erhebt sich auf künstlichen Felsen ein kleiner Rundtempel. Er ist Apollo, dem Gott des Lichts und der schönen Künste, geweiht. Im Inneren wacht noch heute der marmorne, lyraspielende Gott über das Geschehen im Naturtheater zu seinen Füssen. Der Apollotempel bietet eine wunderbare Aussicht auf das Naturtheater, das daran anschliessende Orangerieparterre und auf den umgebenden Landschaftsgarten:

Mittelbau aus Richtung Grosser Weiher – im Hintergrund der Königstuhl mit seinen Fernmeldetürmen:

Grosser Weiher mit Hausgänsen:

Merkurtempel – Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz erteilte seinem Architekten Nicolas de Pigage den Auftrag zu einem neuen Gartenmonument. Pigage schlug vor, den geplanten Tempel in Form einer romantischen Ruine zu bauen, als Gegenüber zur Moschee. Der Baubeginn war 1784 – das späteste Bauwerk im Schwetzinger Schlossgarten. Wie alle anderen Bauwerke hat der Merkurtempel eine tiefere Bedeutung. Als Tempelbau erinnert er an ein Grab, als Ruine gemahnt er an die Vergänglichkeit. Der Name Merkurtempel taucht zum ersten Mal 1791 auf:

Gartenmoschee – Nicolas de Pigage errichtete die Gartenmoschee mit ihrem Zentralbau, den beiden Minaretten und Gebetsgängen zwischen 1779 und 1795. Als Vorbild für diese aussergewöhnliche Gartenarchitektur dienten neben der Gartenmoschee von William Chambers in Kew Gardens in London vor allem Entwürfe von Johann Fischer von Erlach. Faszinierend ist die Kombination abendländischer und orientalischer Architektursprache. So finden sich barocke Kuppel, spitzbogige Fenster und Rundbogenarkaden neben Minaretten, Pavillons und Halbmonden:

Eindrücke vom Rückweg von der Moschee zum Hauptbau des Schlosses mit dem grossen Arionbrunnen:

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