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Monats-Archive: September 2024

21.09.2024: In dem Namen des Turmes spiegelt sich ein Stück Agrargeschichte. Er war in der Tat die Wohnung des städtischen Kuhhirten. Bis zu Beginn der Industriealisierung hielten auch viele Haushalte in einer Stadt Vieh. Die Winzer in Oberwesel waren bis zur Erfindung des Mineraldüngers auf den Dung der Kühe angewiesen. Der Kuhhirtenturm ist der dritte rechteckige Schalenturm auf dem Michelfeld. Da er in einer Geländesenke steht, mussten bis zur Höhe des Wehrganges zwei Untergeschosse gebaut werden, um diesen möglichst auf einer Ebene zu halten. Der Kuhhirtenturm ist darum der einzige, der sechs Stockwerke aufweist. Die Fundamente reichen bis sechs Meter in die Tiefe. Das Mauerwerk ist zwei Meter stark, misst in der Breite acht und an den Seiten etwa sieben Meter. Der Turm trug immer ein Pyramidendach. Ältere Ansichten zeigen, dass der Kuhhirtenturm früher zur Stadtseite hin mit einer verschieferten Bretterwand verschlossen war. Im vierten Obergeschoss lag die Wohnung des Kuhhirten. Der musste auch das Amt des Feuerwächters wahrnehmen. Die Wachstube hatte darum zur Stadt hin einen vorkragenden Erker mit Fenstern nach allen Seiten. Im Dach hing in einer breiten Schallöffnung die Feuerglocke. In einer Dachgaube darüber war das Zifferblatt einer Uhr zu sehen. Im Innern des hohen Turmes gab es keine Treppen, sondern der Kuhhirte musste auf Leitern in seine Wachstube hochsteigen. Bei der dringend notwendigen Sanierung des Kuhhirtenturmes wurde er 1983 zu einem Wohnturm umgebaut. Er wird privat genutzt und kann nicht besichtigt werden:

21.09.2024: Der Pulverturm liegt auf einem Felssporn an einer für die Verteidigung der Stadt wichtigen Stelle. Hier änderte die Stadtmauer auf dem Michelfeld ihre Richtung und steigt in das Tal des Oberbaches hinab. Nur der Pulverturm wurde als halbrunder Schalenturm zugleich mit dem Bau der Mauer hochgezogen. Durch dendrochronologische Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Zeit seiner Erbauung in die Jahre 1241/42 fällt. Der Turm war zunächst, wie die ganze Mauer auf dem Michelfeld, niedriger als sie sich heute darbietet. Als die Stadtmauer erhöht wurde, stockte man auch den Pulverturm um zwei neue Geschosse auf. Zum bessern Schutz des Pulvers erhielt das unterste Geschoss ein Tonnengewölbe. Das oberste Geschoss versah man mit einem Zinnenkranz und einem hölzernen Wehrgang. Bei genauem Hinsehen kann man im aufsteigenden Mauerwerk die zugemauerten Zinnen des älteren, niedrigeren Turmes noch sehen:

21.09.2024: Mit dem Bau der evangelischen Kirche wurde 1897 begonnen. Zwei Jahre später wurde das Gotteshaus eingeweiht. Auf einem Bruchsteinsockel erhebt sich die aus rotem Ziegelmauerwerk errichtete neugotische Kirche. Die Hauptfassade wird vom Portal und einer darüber befindlichen Fensterrosette beherrscht. Im Inneren ist der dreijochige Saalbau durch Säulenbündel gegliedert. Bei den Architekturgliedern herrschen historisierende Formelemente vor. Bei der kleinen evangelischen Gemeinde in Oberwesel war der Bau einer Kirche nur möglich, weil ihn die Familie von Osterroth finanziell gefördert hat:

21.09.2024: Der Weisse Turm hat der heutigen Stadt und Verbandsgemeinde Weissenthurm ihren Namen gegeben und fungiert als anschauliches Beispiel eines spätmittelalterlichen Wehrturms. Im Volksmund heißt er Eulenturm. Der freistehende 28,5 Meter hohe Wohn- und Wehrturm wurde Anfang des 15. Jahrhunderts vom Trierer Erzbischof Werner von Falkenstein in Rheinnähe errichtet. Damals diente er der Sicherung der Zollstelle und Festigung der Grenzlinie zum Kurkölner Herrschaftsgebiet im Norden. Der verputzte Bruchsteinbau wurde anstelle eines 1298 nachgewiesenen Kettiger Turms errichtet und bildete den Anfang eines gesicherten Grenzverlaufs von Weissenthurm nach Mayen. Der „wiesse Thorn“ sicherte die ehemals dort befindliche Zollschranke mitsamt dem Zollhaus und garantierte den Trierer Erzbischöfen die Einnahme der Landzölle. Heute dient der Turm romantischeren Zwecken, hier sind Trauungen und Feierlichkeiten möglich:

21.09.2024: Mit dem Bau der heutigen Liebfrauenkirche wurde 1308 begonnen. Sie gilt wegen ihrer Architektur und ihrer Ausstattung als eine der bedeutendsten hochgotischen Kirchen im Rheinland. Der Hochchor mit Goldaltar, Chorgestühl und Lettner war bereits vor der Mitte des 14. Jahrhunderts soweit fertig gestellt, dass er von den Stiftsherrn für Gottesdienste und Stundengebete genutzt werden konnte. Der Weiterbau am Langhaus, dem 72 m hohen Turm und dem grossen Dach zog sich noch bis zum Ende des Jahrhunderts hin. Prunkstück ist der Goldaltar, er ist einer der ältesten hochgotischen Schreinaltäre in Deutschland. Von der reichen mittelalterlichen Ausmalung sind noch 25 Wandbilder erhalten. Von weitem schon beeindruckt der massige Körper und der rötliche Anstrich der Liebfrauenkirche. Ein Besuch des reich geschmückten Kirchenschiffs ist eine Entdeckung der ganz besonderen Art und sicherlich ein kunstgeschichtlicher Höhepunkt am Rhein:

21.09.2024: Der Bahnhof liegt an der Linken Rheinstrecke und ist mit einem Fahrdienstleiter der DB Netz besetzt. Hier halten regelmässig eine Regionalbahn- und zwei Regional-Express-Linien, durch die eine Direktverbindung nach Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Frankfurt am Main besteht. Im Zuge des Aufbaus des linksrheinischen Schienennetzes wurde er 1858 und 1859 in der Mainzer Strasse errichtet. Er liegt somit ausserhalb der Kernstadt und gegenüber von der Liebfrauenkirche. 1907 / 1908 wurde das Bahnhofsgebäude um zwei seitliche Anbauten erweitert. 1925 waren bereits erste Erneuerungen im Bereich der Empfangshalle von Nöten. Zudem wurde ein separates Toilettenhaus errichtet. Durch die deutsche Bundesbahn wurde 1969und 1970 ein Relaisgebäude hinzugefügt. Beim Bahnhofsgebäude handelt es sich um einen spätklassizistischen, zweigeschossigen Putzquaderbau mit sieben Fensterachsen. Heute ist das alte Bahnhofsgebäude nicht mehr für Passagiere zugänglich. Allerdings ist an der gleisgewandten Seite des Gebäudes ein gläserner Vorbau errichtet worden, der als Stellwerk der Bahn fungiert. Seit Sommer 2013 ist das Gebäude an einen Investor verkauft:

21.09.2024: Am Südende der Stadt steht der Zehnerturm. Die rheinseitige Ringmauer bog an diesem Turm in einem rechten Winkel zur Liebfrauenkirche hin ab. Der Zehnerturm ist der jüngste Turm der Stadtbefestigung. Erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde der südliche Vorort Kirchhausen mit der Liebfrauenkirche in den Mauerring einbezogen. Ältere Mauerreste in der Tordurchfahrt weisen darauf hin, dass hier schon vorher ein Turm stand. Der Turm diente weniger der Verteidigung der Stadt als viel mehr den Kurfürsten von Trier als Zollturm. Zölle waren für die Landesherrn am Rhein wichtige Einnahmequellen. Allein von Koblenz bis Bingen gab es 16 Zollstationen. Auf dieser kurzen Strecke mussten oft zwei Drittel des Warenwertes als Zoll bezahlt werden. Der Zehnerturm war durch eine Mauer mit einem kleinen Hafen verbunden. Diesen sicherte ein Bollwerk. Der Hafen lag damals ungefähr dort, wo heute die Eisenbahn fährt. So nahe kam früher einmal der Rhein an die Stadt heran. Die alte Strasse, die in der Tordurchfahrt zu sehen ist, führte nicht in die Stadt hinein. Sie war Teil des Leinpfades. Das war ein Wirtschaftsweg, der immer am Ufer entlang verlief. Auf ihm zogen Pferde oder Menschen an langen Leinen die Schiffe stromaufwärts. Daher der Name Leinpfad:

OBERWESEL

(2.900 Einwohner, 75 m ü. NHN) ist eine Stadt am Mittelrhein. Sie liegt in Rheinland-Pfalz im Rhein-Hunsrück-Kreis. Die Stadt gehört der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein an, und ist einer der beiden Verwaltungssitze. Oberwesel ist gemäss Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen. Im Hoch- und Spätmittelalter war Oberwesel eine selbstständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen widerspiegelt. Der Ort, den bereits keltische Treverer und Römer besiedelten, der dann unter fränkischer Herrschaft stand, wird 1220 freie Reichsstadt. Trotz der unruhigen Zeiten gelingt es den Bürgern, die Stadt zur Blüte zu bringen. Immerhin beherbergt sie in ihren Mauern bald zwei grosse Stifte und zwei Klöster. Obwohl Oberwesel bereits 1309 seine Reichsunmittelbarkeit an den Erzbischof von Trier verliert, äussert sich ihr Selbstbewusstsein vor allem beim weiteren Ausbau der Stadtbefestigung. Die Mauer, die zunächst nur die Kernstadt umgibt, wird bereits um 1240 aufgestockt und in der Folgezeit um die südliche und nördliche Vorstadt herum erweitert. Als letztes wird etwa 1350 die Mauer um das südlich gelegene Kirchhausen mit der gotischen Liebfrauenkirche errichtet. Schliesslich künden im 15. Jahrhundert neben den grossen Kirchen 22 Türme – davon acht Tortürme -, drei grosse Stadttore und 13 Mauerpforten von der Bedeutung Oberwesels. Trotz aller Wirren der nachfolgenden Jahrhunderte sind von den Türmen heute immerhin noch 16 erhalten und drei weitere als Stümpfe zu erkennen. Nach Belagerungen und Einquartierungen im Dreissigjährigen Krieg wirkte sich der Pfälzer Erbfolgekrieg besonders verheerend aus. Ein halbes Jahr lang waren die Bürger einer Armee Ludwigs XIV. ausgeliefert. Als diese endlich im Frühjahr 1689 abzog, lag die Stadt in Schutt und Asche, viele der Bürger waren als Geiseln verschleppt. Die Hoffnungen nach mehr Freiheit, die die Oberweseler ein Jahrhundert später auf die 1794 einmarschierenden französischen Revolutionstruppen gesetzt hatten, wurden ebenfalls bitter enttäuscht. 1815 kam die Region schliesslich mit der Rheinprovinz an Preussen. Doch nicht nur Kriege setzten der historischen Stadt zu. Auch der Fortschritt forderte seinen Tribut. Mit dem Bau der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts gingen Teile der Mauer und die unmittelbare Verbindung zum Wasser verloren. Zuvor hatten die Bürger durch die vielen Pforten in der Stadtmauer direkten Zugang zum Rhein und zu ihren Gärten an seinem Ufer, das nur von Treidelpfaden gesäumt war.

Bahnhof Oberwesel:

Zehnerturm:

Katholische Pfarrkirche Liebfrauen:

Schönburg:

Blick auf Oberwesel von der Schönburg:

Blick von der Elfenley:

Transformatorenturm (1922) an der Burgwegpforte:

Weisser Turm:

Evangelische Kirche:

Pulverturm:

Kuhhirtenturm:

Blick vom Michelfeld auf den Rhein unterhalb des Rosssteins mit den Schiffen VIKING EGDIR, SPIRIT OF THE RHINE und COMPANIA:

Blick auf das rheinseitige Bahn-Portal des Rosssteintunnels auf der Rechten Rheinstrecke:

Michelfeldturm I:

Michelfeldturm II:

Katholische Pfarrkirche St. Martin mit Martinstor:

Blick auf Jungferngrund und Katzenturm:

Kölner Torturm:

Mühlentorturm und Blick die Mauer hinauf zum Niederburgturm:

Koblenzer Torturm:

Felsenturm:

Niederburger Turm und Blick auf den Mühlentorturm und Oberwesel:

Böckelheimer Turm:

Ochsenturm:

Katzenturm:

Steingassenturm:

Wernerkapelle:

Hospitalturm:

Kulturhaus und Stadtmuseum:

Rathaus:

Stadtverwaltung und Touristikinformation:

Hotel Römerkrug – familiengeführte Hotel mit eleganten Zimmern in einem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1458:

Haus Sahr-Gertum von 1830 – auf einem eigens gemauerten hohen Sockel, befindet sich eine ehemals die abgebrochene Scharpforte zierende barocke Heiligenfigur mit zwei Gesichtern (Nikolaus und Nepomuk):

Schönburger Turm:

Roter Turm:

Die Schönburg am späten Nachmittag vom Bahnhof aus gesehen:

Alle Aufnahmen entstanden während eines Tagesbesuchs am 21.09.2024.